[Datierung nach dem Brief vom 28. November 1944.]

"Lieber Herr Professor Steglich! Ich antworte aus Hersbruck, weil aus Nbg keine Zeit, denn wir sitzen jetzt endgiltig über unseren Kriegsschadenerklärungen, eine Riesenarbeit. Dazu die Maurer mit vorsintflutl. Dreck im Hause, gegenüber heute ganzen Tag Sprengungen der Hausruinen mit schauerlichem Staub: deswegen seit heute kein Telefon mehr. Jetzt geht auch mir allmählich meine bisherige Schafsgeduld aus, dazu kein Büro, weil drinnen Kithil arbeitet. -Die Bereitstellung des Wagens für Ihre Instrumente stösst andauernd auf schwerste Hindernisse, zur Abwechslung Krach zwischen Fahrbereitschaft Nbg und Fürth (dem der Wagen zugehört, leider!) und ATEGEWagen in schwerer Reparatur: also wirds diese und kommende Woche wieder nichts. Ich schaltete schon Lutze als Denkmalspfleger zwischen, um den lokalen Krach zugunsten Nürnbergs beilegen zu lassen. Die vorgeschlagenen Instrumente samt 2-3 Bücherkisten (die mit Viola d'am. dabei) und die Truhe werden wohl abbefördert werden können. Die 15 Kisten soll die Universität fortschaffen, schon um deswillen, damit die hohe phil. Facultät samt alten und neuem Rektor sieht, welche Sauarbeit mit solchem Transport heute verbunden ist! Vielleicht trägt dies dazu bei, den div. Spectabilitäten etwas mehr Entgekommen dem musikwiss. Institut gegenüber aufkeimen zu lassen! Der letzte Angriff schädigte wieder ein Mietklavier am Celtisplatzt, einer der vorherigen zwei solcher und eines perdu. Der jungen Dame kann ich evtl. Unterricht verschaffen, soll sich an mich wenden. - Persönlich gehen mir die Vor- und Hauptalarme allmählich stark auf die Nerven, dazu zu kurzen Schlaf, so dass ich froh wäre, Weihnachten ein paar Tage Ruhe zu haben: hoffen wir für uns beide in diesem Sinne das beste!

Ich bräuchte für Kinder, die 2 Jahre Unterricht haben 2händige Noten, leichten Mozart oder dergl. Weihnachtslieder schenkte ich schon im Vorjahre. Wenn Sie so etwas auftrieben, wäre ich Ihnen recht dankbar. Auch wenn Sie noch irgend ein Buch fischen könnten für Erwachsenen waren ich bestimmt nicht beleidigt. Könnte auch was naturwissenschaftliches oder musikalisches sein oder geografisches, wie es sich trifft.

Das Grab meines seel. Bruders kam in den Rand eines Bombentrichters, der Erdhügel ist jedenfalls eingeebnet, wie es sonst steht, muss ich erst eruieren: nicht einmal den Toten lässt das verfluchte Albion die Ruhe.

Weiter alles Liebe und herzliche Grüsse von // Ihrem".