"Lieber Herr Doktor,
heut morgen hab ich eine Postkarte an Sie in den Kasten gesteckt, mittags kommt nun Ihre Karte. Da will ich doch gleich mit ein paar Zeilen antworten. Die 4 [Pfund] Brot nehme ich gern, auch in natura. Ich werde es doch möglich zu machen suchen, diesen Donnerstag oder Freitag zu kommen. Allerdings tät ich's dann gern bei Ihnen abholen, da vermutlich meine Zeit zu einem Abstecher in die Jahnstr. nicht zu reichen wird. Ich hoffe, einige Klaviernoten mitbringen zu können (ohne Gesang!), desgleichen grüne Farbstifte.
Daß Frl. Hensel ein Klavichord haben möchte, ist meine Schuld. Ich habe ihr unter die Nase gerieben, daß sie ohne Klavichordpraxis nicht anständig Cembalo spielen könnte. Allerdings frage ich mich, nachdem ich sie mehrmals gehört habe, ob sie überhaupt musikalisch ist. Sie spiet sterbenslangweilig und gleichförmig. Schrecklich! Schrecklich! Das Mozart-Klavichord hab ich übrigens vor Wochen schon für eine Vorführung in einer Kulturveranstaltung angemeldet. Es scheint aber, daß im Januar die philosophische Fakultät mit den Vorlesungen beginnen kann. Dann mache ich dies (und anderes) natürlich als Veranstaltung des Seminars. Daß ich im Amt nun bestätigt bin, schrieb ich wohl schon.
Herzl. Grüße! // IhrSteglich."