"Lieber Herr Doktor,
es ist so allerlei zu schreiben und bis Sasmtag, wo ich vielleicht wiedermal nach Nürnberg bez. Hersbruck fahren kann, ist noch so lange hin, daß ich lieber gleich einiges schreibe, denn vorgestern, als ich bei Müllers[?] auf der Pfeifergasse die beiden Klavierlehrbücher abgab, konnte ich nur ein paar Worte dazu schreiben.
In Nürnberg traf ich übrigens Ihren Buchbinder aus dem Germ. Museum, der mich bat, Ihnen zu sagen, daß er Ihr Schubert-Bild (er nannte es das große) zu Hause habe. Frau Waber läßt Ihnen sagen, daß der Mann mit den Briefwagen wohl eine für Sie abgeben würde, aber nur gegen etwas Essbares. So sind die Zeiten!!!
Der Mann, der nach Salzburg fuhr u. auf der Durchreise bei mir vorsprach (so daß gar keine Zeit gewesen wäre, Sie zu benachrichtigen, leider) hatte nur bis Freilassing einen Schein von den Amerikanern bekommen u. ist dann Schwarz über die Grenze geschlichen. In Salzburg hatte er dann Verwandte, bei denen er übernachtete und denen die Reise wohl eigentlich galt. Dr. Troche meinte, wir sollten bei den Amis in München die Fahrterlaubnis nach Salzburg erwirken - wir: Sie und vielleicht ich dazu. Ich täte es gern, denn liegen gerade auch die Sieghartsteiner Instrumente sehr am Herzen. Da wäre es freilich erst mal nötig, daß sie wieder einigermaßen auf die Höhe kämen! Könnte nicht schon die Aussicht, daß Sie dann um so eher wieder mal in das schöne, liebe Salzburger Land kommen, dazu beitragen? Über Weiteres, was Dr. Troche sagte, sprechen wir besser mündlich.
Ich soll übrigens zu den im Vortragssal im German. Mus. geplanten Kammermusikkonzerten Einführungen sprechen, was ich gern zugesagt habe - wenn es auch ein Problem ist, nachher am Abend wieder nach Hause zu kommen. Soviel ich bisher sah, kommen historische Instrumente zunächst dafür nicht in Frage. Ich hoffe aber, daß auch das bald wieder möglich wird.
Mit Prof. Koller, dem Leiter des hiesigen Kulturamts, hab ich über die Klaviertechnikerbezahlung gesprochen. Er meinte, daß er den Betrag dann auslegen könnte, damit ihn der betreffende gleich bekommt. Instrumente, deren Herrichtung die Militärregierung bezahlt, kommen nicht in Frage. Es sind nur Städtische. (Betr. Herr Prof. Koller sitzt im Altstädter Rathaus, Rückert weiß schon Bescheid.) Auch der Bechstein (den Frl. Kübler diesen mittwoch spielt) ist stätdisch, wie Sie ja wissen.
Ihre trefflichen 'Meckereien' habe ich mir zu Gemüte geführt. Sie sollen nach Gebühr berücksichtigt werden. Ich denke, daß ich bis Samstag dazu komme. - Einen anderen Aufsatz über das Mozart-Klavichord hatte ich noch nicht geschrieben. Valentin hatte noch nicht einmal meinen Wiener Mozart-Vortrag von 41 im letzten Jahrbuch mitgenommen. Auch zum Druck meiner größeren Abhandlung über das Auszierungswesen bei Mozart, die ein eigenes Büchlein werden sollte, war es noch nicht gekommen - die Manuskripte lagern noch in Salzburg, da war der Klavichord-Aufsatz noch nicht nötig. Ich denke aber, daß dann der nunmehr entstandene, zumal wenn ich noch etwas über die Spieltechnik dazuschreibe, eventuell auch die Größenmaße noch einfüge, alles Notwendige enthält.
Soweit für heute. Hoffentlich sehe ich Sie demnächst, u. möglichst wohl und munter. Legen Sie mich Frl. Luise zu Füßen und seien Sie herzlich gegerüßt // von Ihrem Steglich."