"Lieber Herr Professor Steglich,
Ihre launige Karte mit der sehr berechtigten Widmung, der ich mich anschliesse, hat mir viel Freude gemacht in meiner Einöde. Ich liege nämlich im Bett: am Neujahrsmorgen früh sechs begann ein Herzcollaps sehr unangenehmer Art, der mich sehr ängstigte, als um neun der Arzt kam, gings halbwegs wieder etwas besser, aber das waren scheussliche Stunden besonders von 6 bis 1/2 acht. Gottlob ging alles ohne Schädigungen vorüber, aber es ist ein Fingerzeig, dass ich von nun an bestimmt beginne, nach und nach Vorposten einzuziehen. Ich habe mich in den letzten 3 Monaten bestimmt masslos überarbeitet. Zum Glück war mein Wiener Prof. Kauders in Salzburg und besuchte mich am 3.1. hier und beruhigte mich sehr, denn ich war immer in Sorge. Er meint, es sei ohne Schaden vorübergegangen. Ich habe eine schleichend infekt. Grippe, doch hoffe ich nächster Tage aus dem Bett herauszudürfen, um mich dann in Wien bei Kauders weiter massieren zu lassen. Immerhin rät er dort zu einer nochmaligen Herzuntersuchung. Obwohl es sich jetzt dank seiner Verschreibungen beruhigt hat.
Valentin schrieb mir, ich antwortete laut Copie, ich erbitte die Unterlagen wieder zurück. Haben Sie zu dem Grafen Salm-Reifferscheidt in Hainspach (nächst Zwickau?) Beziehungen, so wäre es interessant, mit ihm in Verbindung zu treten.
[handschriftl. U. Rück] Steglich"
"Nun bitte ich Sie noch um eine Gefälligkeit, da ich mit Briefschreiben noch mehr sparsam sein muss: bitte übermitteln Sie Prof. May mit meinen Grüssen folgendes: er möge sehen, ein Erard-Hammerklavier, noch besser einen E. Flügel (allerdings 1. Drittel 19tes) auf die Beine für mich zu bringen, weiter wollte er mir näheres beschaffen über ein Domin. Pis. Cembalo in Paris (hier genaue Benachrichtigung wie bei Heyer mit Foto des Instruments und der Signatur (wichtig, weil Dom. Pis. Signaturen oft gefälscht wurden), ferner: 3. wenn er von einem Broadwoodflügel der 20/30er Jahre hört wäre ich Interessent, 4. wäre ich ihm zu besonderem Dank verbunden, wenn er gelegentlich bei Erard, Pleyel und Gaveau vorübergehen könnte und sprechen, ob diese Leute geneigt wären, mir neue Klaviere zu liefern. Dann würde ich den Briefwechsel aufnehmen. Wenn Prof. ein Pleyel-Flügel der Chopin-Zeit über den Weg läuft, bin ich ihm nicht böse, wenn er ihn mir anbietet. Das wären meine Wünsche. Er möge entschuldigen: etwas viel, aber mit dem Essen kommt der Appetit.
Bei mir zwar nur sehr langsam, eigentlich heute erstmals halbwegs[.] Frl. Luise pfelgt mich, bin sehr froh darob. Ihre Donnerstags-Vorlesung vermisse ich sehr. Mozart-'Literatur' kenne ich bald auswendig, einschl. Seehund, richtiger Sauhund im Damenbad. Sie sind ein scharfer Beobachter: bleiben Sie dies auch im neuen Jahre[.] Allerherzlichste Grüsse wie immer von Ihrem getreuen".