"Lieber Herr Doktor,
Herr Prof. Körner gab mir Ihren Brief erst nach dem Kirchenkonzert, kurz vor seiner Rückfahrt. So konnte ich ihm keine Antwort mitgeben.
Zunächst herzlichen Dank für den Brief, der freilich schon 14 Tage alt geworden ist inzwischen, Die neue Konferenz mit Bingold hat nun wohl schon s[ta]ttgefunden und hoffentlich zu einem günstigen ärztlichen Urteil geführt. Ich freue mich mit Ihnen, daß die Steins von 1788 [MIR1097] und 1840 [MIR1120] sowie das Verona-Spinett [MIR1082] sich angefunden haben, und hoffe, daß das noch Fehlende, einschließlich des Tafelsilbers sich auch noch einstellen wird.
Die Mozartflügel-Gedenkschrift [Steglich 1937] hab ich mir wieder vorgenommen und finde, daß im ganzen nichts dran zu ändern ist - bis auf die beiden Walters, die Luithlen inzwischen für seine Sammlung aufgetrieben hat - wissen Sie etwa noch von weiteren? Die Broschüre haben wir ja dazumal gemeinsam gründlich durchgekaut. So läßt sich schlecht die Klavichordsache 'einbauen', aber anfügen -das geht ganz gut, scheint mir. Man kann dann etwa drei Sterne
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an Schluß des bisherigen Teils machen, damit die Leute merken, daß nun etwas zu Ende ist und etwas neues angeht. Ich lege hier bei, was ich dieser Tage über das Klavichord zusammengeschrieben habe. Es ist wohl nichts Wesentliches vergessen. Wenn doch, fandgen Sie nur an zu meckern und diesbezügliche Ergänzung zu fordern!
Zum Unterschied von dazumal habe ich jetzt auch Namen genannt - Sie und Marx und leider auch (welche Einbildung!) mich selber. Das könnte ja auch wegfallen. Andererseits kann es meines Erachtens auch nichts schaden. Stellen wir unsere Lichter mal ausnahmsweise nicht unter den Scheffel! In einer Zeit, wo die ganze Welt auf uns Deutschen herumhackt, sollten wir uns erst recht nicht verstecken mit dem, was wir können, und vielleicht sogar besser können als die andern. Auf die Nennung von Hilpoltstein und Hersbruck kommt natürlich weniger an als auf die von Nürnberg und Erlangen - machen Sie das, wie Sie wollen. Immerhin stammt das liebliche Kritikzitat aus Hersbruck, von Herrn Pfeifer, wenn ich nicht irre.
Für die sicherlich notwendig werdenden Instandsetzungsarbeiten an historischen Instrumenten meiner Seminarsammlung habe ich einige Gelder beantragt und denke, daß ich eine nicht gar zu knappe Summe kriegen werde. Natürlich hätte ich gern so viel, daß unter Umständen auch etwas Neues dazu zu kaufen wäre. Bestünde Ihrerseits eine Möglichkeit dazu, täte ich mich sehr freuen.
Was die Klaviere des Erlanger Kulturamts betrifft, so hat sie Rückert neulich nur eben begutachtet. Den Bechstein im Logensaal konnte er damals nicht stimmen, weil gerade Registrierungen darin stattfanden. Das möchte denn also baldmöglichst gemacht werden, sintemal ich gestern hörte, daß die amerikanische Genehmigung für weltliche Konzerte nun endlich gegeben ist. Mit allen guten Wünschen für Gesundheit und Firma, nicht zu vergessen Fräulein Luise, nebst herzlichsten Grüßen Ihr // [handschriftl.] Steglich.
7.9.
Ich habe den Brief noch nicht befördert, da erhalte ich heute Ihren weiteren vom 31. August. Schönsten Dank dafür! Wie sie aus Vorstehendem ersehen haben, ist ein Teil des Gewünschten bereits erledigt: der Klavichord-Schrieb. Auch die Zusätze sind wohl bereits berücksichtigt. Natürlich läßt sich einzelnes immer noch ändern, weglassen, zufügen."