NL Rück, I, C-0873h

"Lieber Herr Professor Steglich!

schon lange werden Sie auf einen Brief warten! Ich danke für den Ihrigen nach Kitzbühel. Ich hab mich wieder derfangt. Am 24ten reisten wir in Ki. ab, nach. vier, um früh 3.07 total ausgefroren in Freilassing zu landen, riesenhafte Schneefälle störten den Bahnverkehr aufs schwerste.

Diese Woche arbeitete ich schwer in Salzburg, musste für Maendler bei Preus[s]ner eine Lanze brechen, hoffentlich mit Erfolg. Dann als Hauptsache:

Gestern früh zehn Uhr unterschrieb ich bei Valentin das Uebergaben-Protokoll für W.A. Mozarts Clavichord: endlich ists erreicht worden, nachdem wir seit 1938 daran gemeinsam arbeiten. Ich freue mich dieses Erfolges auch um Ihretwillen, der Sie daran ein redlich Anteil haben - und weiter haben werden.... denn Valentin möchte die Schrift: 'M. Fl. k. wieder' [Steglich 1937] erweitert haben, Sie sollen auch einen Artikel über das Clavichord bringen! Und damit der Titel auch erweitert werden und die Schrift neu gedruckt werden. Also eine lohnende Aufgabe! Das Instrument wird nächster Tage verpackt und geht Eilgut nach Nürnberg. Weitere Weisungen gebe ich nach hause. Dann wird Vater Marx hoffentlich auch bald kommen, wenn ich erst zurück sein werde.

Allzu lange kann ich nicht mehr bleiben, muss hören, was morgen der Arzt sagt. Haid sollte zuerst schon 15. 2. eingezogen werden, jetzt ist der Termin bis Ende Februar verlängert worden, nachdem er zuerst bis 31.3. lief, aber gekündigt wurde. Vertraulich!

Nun zum Aurum: Sie finden separat einen Zettel mit der Aufstellung der heute gesandten 1. Partie. Das blechförmige ist 22karätig, direkt für Zahnarbeiten verwendbar. Das andere ist 14karätig 585er, es muss umgeschmolzen werden. Der Preis ist leider sehr hoch für die heutige Partie beträgt er laut Aufschrift auf dem Zettel. Die Gründe teile ich Ihnen persönlich mit. Eine 2te Partie folgt etwa Mitte Februar verlässlich, wenigstens hoffe ich dieses und man versprach es mir. Die zweite Partie wird die von Ihnen verlangte Menge ergänzen, so dass Sie dann etwa 35 Gr 14er haben werden. Aber der Preis der 2ten Partie wird nicht anders wie der Grundpreis der heute gesandten Partie sein. Sollte Ihnen dies aber zu teuer sein, so erbitte ich Ihre Mitteilung hierher, dann müsste ich die 2te Partie abblasen. Ich würde sie aber an Ihrer Stelle nehmen! Ist sehr schwer zu bekommen, fast unmöglich. Und wird immer schwieriger.

Bitte bestätigen Sie mir den Empfang der Sendung. Den Gegenwert erbitte ich in bar, nicht in Scheck, als Postanweisung an das Hotel Siller, mit Vermerk auf dem Abschnitt: Dr.R. auszuhändig en. Den mir szt, freundl. übergebenen Blankoscheck gebe ich Ihnen nach meiner Rückkehr wieder zurück. Ich kann ihn hier nämlich schlecht verwerten. Gesundheitlich muss ich noch zurückhalten, die Salzburger Arbeit hat mich ziemlich angestrengt, so dass ich froh bin, hier wieder mehr in Ruhe zu kommen.

Im Januerheft der Zeitschrift 'Die Dame' sind unsere französischen Künstler, mind. die bedeutendsten, abgebildet, sehr gut Bilder. Vielleicht könnten Sie in Nbg das Heft für mich bekommen, ich suchte es in Salzburg vergebens zu erhalten. Auch ein sog. neues Mozart-Bild ist darin abgebildet, nach Dr. Zaenger hat es aber mit Mozart nichts zu tun.

Der Münchener Gambist und Blockflötist [Konrad] Lechner wurde Leiter des Coll. music. in Salzburg, seine Frau - leider - als Cembalistin mit übernommen, doch wie mir dünkt nur auf Vertrag. Die Gute machte nämlich unserem Freunde K.M. [Karl Maendler] allerhand Schwierigkeiten. Trägt so auf 2 Achseln. Was bekanntlich auf die Dauer nicht geht.

Eine Berliner Künstlerin empfahl mir Hartmann: Schle Michalke. Was ist schon Schule? Ich kenne einen Peter Schemihl! Ist Ihnen diese Künstlerin als Cembalistin bekannt? Sie möchte einen guten, schön klingenden Mozartflügel für Konzertzwecke haben, Hartmann erzählte ihr, wir hätten Walter u. Sohn, und so was würde ihr offensichtlich convenieren. Uns nämlich auch! Welches Cembalofabrikat spielt sie? Vielleicht können Sie mir einiges in Erfahrung bringen. So lange antworte ich nicht. Sie wohnt B.-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 26.

Von Salzburg hierher benütze ich Personenzug, der nach 65 km schon eingefroren ist. In diesem Zug schreibe ich diesen Brief. Der Absendeort Wien soll Sie informieren, dass ich gut angekommen bin. Schnee gibts in Menge!

Haben sie Wünsche an Luithlen? Er freute sich sehr über das Programm des Mozartabends der Akademie. So gehts: und die Nürnberger waren dabei recht schütter vertreten!

Für heute ist meine Wissenschaft erschöpft. Ihnen viele herzliche Grüsse von mir, denen sich Frl. Luise anschliesst, von // Ihrem getreuen

Wien, 31.1.42, Nachtrag:

Ich liess mir die Sache nochmals durch den Kopf gehen: ich sende Ihnen anbei nur die 2,2 Gramm 22karätiges (à Mk 18. --vertraulich!!) und belassen die circa 14-15 Gramm 14karätiges noch hier. In Wien ist nämlich eine Scheideanstalt, hier könnte ich gleich das 14karätige so umlegieren lassen, wie es Ihr Zahnarzt braucht, und Ihnen dann gleich das umlegierte senden. Bitte sprechen Sie mit ihm, auf wieviel Karat es umlegiert werden soll und in welcher Form, ob Blech oder anderswie, oder ob er vorzieht, das 14karätige zu bekommen, um sich dann selber das Umlegieren vornehmen zu lassen. Hierüber erbitte ich Ihre freundliche postwendende Antwort hierher. Inliegend also 2, 2 Gramm. // Nochmals bestens grüssend // Ihr R."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1942,01,30
Schreibort
Wien
Erwähnte Objekte
Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Literaturreferenz
Steglich 1937