"Lieber Herr Dr.!
Fest hatte ich mir vorgenommen, in der vergangenen Woche zu Ihnen nach Hersbruck herauszukommen. Entweder am Donnerstag oder Samstag sollte es werden. Da kam am Donnerstag die gute Gelegenheit dazwischen, mit Hilfe eines Universitätstransports besorgenden genehmigten Autos die Pottensteiner Sachen zu holen, die der gute Haber seit Monaten nicht herbringt. Da mußte ich natürlich mitfahren, fand dort alles in Ordnung und obendrein - Haber Karl persönlich, der gerade an diesem Tage auf Befehl der Amis alle die in jenem Tanzsaal untergebrachten Sachen in ein anderes Pottensteiner Lokal verlagern mußte. Da kam ich ihm gerade gelegen. Lagermiete haben die Leute dort von Januar bis jetzt M 120. - berechnet - gerade billig ist das nicht. Gern hätte ich mich bei dieser Gelegenheit einmal nach dem alten Schmidt in Schweigelberg umgesehen, aber das ging bei der Eile der Fahrt nicht, denn das Auto mußte eben noch Sachen der Universitätsbibliothek aus Greifenstein bei Heiligenstadt holen.
Nun machte ich mich am Samstag früh auf die Strümpfe, Sie zu besuchen. Fuhr 7. 40 wie damals mit dem Autobus hier weg, um den Hersbrucker Autobus auf dem Hindenburgplatz zu erreichen. Nichts war's, der Hersbrucker Autobus fährt ja jetzt von Erlenstegen ab. Der Beamte in dem Fahrscheinverkaufshäuschen am Hindenburgplatz sagte mir, ich könnte aber den Autobus noch erreichen, wenn ich gleich mit der 3 nach Erlenstegen führe. Das tat ich denn sofort. Aber der letzte Autobus war schon weg. Nun wartete ich von 3/4 9 bis 10 auf eine sonstige Fahrgelegenheit - in dem sehr unschönen Regen. In einem offenen Lastwagen hätte ich ja mitkommen können, aber darauf war ich mit Mantel usw. nicht ein gerichtet und ein gedeckter Wagen kam nicht. Mit dem 11.40-Autobus zu fahren, wäre wohl etwas spät gewesen, außerdem konnte ich bei den ohnehin schon naß und kalt gewordenen Füßen nicht noch anderthalb Stunden länger warten. So zog ich denn betrübt wieder von der Erlenstegener Wartestelle nach Nürnberg ab, wo ich Ihre Behelfsbauten mitsamt Frau Mauerhoff besichtigte, sonst aber am Samstag natürlich niemanden vorfand. - Wenn ich den nächsten Versuch unternehme, zu Ihnen nach Hersbruck zu kommen, fahre ich schon um 7 morgens hier weg, dann habe ich wohl gewiß Aussicht, den Hersbrucker Autobus zu erreichen! Ich könnte es wieder am Donnerstag oder Samstag dieser Woche probieren, wenn Ihnen diese Tage recht sind. Oder es ließe sich vielleicht auch an einem Tage, an dem Sie sowieso in Nürnberg sind, eine Zusammenkunft verabreden. Ob dann aber die nötige Ruhe zur Besprechung unserer Fragen da ist, das fragt sich wohl. Die Mozartklavichordkopie habe ich also mit Ihrer gütigen Erlaubnis mit hierher in die Orangerie genommen. Ich hoffe, sie hier mal auch den Amerikanern vorführen zu können, vielleicht in einem historischen Konzert mit Pogner.
Über die Markenbeigabe für die Briefwage habe ich mit der Waberin noch nicht sprechen können, ich hoffe, daß ich's morgen tun kann.
Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüßen - bis Donnerstag bez. Samstag - wenn Sie nicht etwa noch früher selber kommen sollten? -
Ihr // [handschriftl.] Steglich."