NL Rück, I, C-970d

Letzter erhaltener Briefkontakt der Korrespondenz war der 20. Mai 1943. Im August 1943 wurden die beiden Geschäftsgebäude des Pianohauses Wilhelm Rück in der Tafelfeldstraße bei einem Luftangriff nahezu vollständig zertstört.

 

Rück bedankt sich für Luithlens Brief vom "24.d.M." [nicht erhalten] und "die sehr hübsche Fotografie des Tafelklaviers von Beyer."

Rücks "Wirtschaftsgruppe" habe seine Anfrage nach dem Klavierbauer [Wolfgang] Guckel noch nicht beantwortet [am 18. März 1944 wurde die Fabrik von Guckel in Offenbach bei einem Bombenangriff komplett zerstört].

Rück werde vorerst nicht nach Wien kommen, da er den gesamten August über seine Kur in Bad Gastein machen will und anschließend in Salzburg und im Zillertal geschäftlich zu tun habe. "Hoffen wir, dass bis dorthin die Luft ruhiger wird und dass ich mein Geschäft weiter betreiben darf im Sinne der neuesten Bestimmungen. Es wäre sehr schade, wenn meine, wenn auch bescheidene, so immerhin fortgeführte kulturelle Tätigkeit durch den totalen Krieg lahmgelegt werden würde; ev. bäte ich Sie hier um Ihre freundliche Unterstützung und Hilfeleistung, wenn notwendig."

Auf der Suche nach einem Exemplar von Bodky 1932 bittet er Luitheln um eine Kopie: "Ich kannte Bodky persönlich, er ist meines Wissens Halbjude, jedenfalls nicht arisch und das Buch vergriffen. Leider ist das Buch das einzige, das diese Materie erschöpfend behandelt. Mir sind die vorhandenen Exemplare verbrannt". Als Information zur Kopie merkt Rück an: "Dass der Film gewünscht wird, müsste bei Bestellung aufgegeben werden, weil sonst der Film sofort vernichtet wird."

Zu Rücks Vermittlung des Ankaufs eines Graf-Flügels durch die Sammlung alter Musikinstrumente: "Fall Chlebec: es war alles in bester Ordnung, Frau Ehrbar vereinbarte mit Herrn Chlebec, dass sie mit ihm den Flügel tauscht gegen ein Ehrbar-Klavier und dass Frau Ehrbar Ihnen [Luithlen] dann den Flügel für RM 3000.- verkauft." Chlebec habe sein Angebot auf Anraten der "Klavierlehrerin" zurückgezogen, die empfahl, "unter keinen Umständen den Graf-Flügel herzugeben. Die Schwierigkeiten liegen also einzig und allein bei der Klavierlehrerin, obwohl diese Dame wissen müsste, dass ein Flügel der 40er Jahre doch für höheres Klavierspiel nicht mehr ausreicht und im übrigen Graf-Flügel schliesslich keine unersetzbare Sache sind." In diesem Zusammenhang berichtet Rück, dass Rudolf Steglich soeben aus Prag von einem Besuch bei Gustav Becking zurück gekehrt sei, wo er am dortigen Institut für Musikwissenschaft "ein Konrad Graf-Wien, mit 2 Pedalen, in relativ gut spielbarem Zustand vorfand."

Rück will versuchen, mit Chlebec persönlich zu verhandeln: "Wenn die Luft über Wien wieder reiner wird, werde ich das Opfer bringen und hinfahren."

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1944,07,31
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)
erwähnte Institutionen
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Tauschverhandlung(en)
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Angebotspreis
Wert von
3000
Wert bis
3000
Währung
RM
1944,07
Literaturreferenz
Bodky 1932