NL Rück, I, C-970g

"Lieber Herr Dr. Luithlen!

Ich danke Ihnen au[f]s herzlichste für Ihren lieben Ostergruß [nicht erhalten, 22.11.2016], der mir besondere Freude machte, da er mir die wunderschönen Fotos Ihrer Fotographin überbrachte. Vielen herzlichen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit.

Nun zur Frage wegen des Stein-Flügels. Hier schneiden Sie eine sehr heikle Frage an, die ich Ihnen im Moment noch nicht beantworten kann. Herr Scholz hat es für richtig befunden am 31. März meine Dienste zu verlassen und in die Dienste der Firma Hug  & Co, Basel, einzutreten. Dort erhofft er sich eine Tätigkeit nur Cembali und Klavichorde. Er glaubt als Restaurator für das Baseler Museum und für die Schola Cantorum angestellt zu werden. Wie jedoch ich informiert bin dürfte dieser Glaube vorerst keine Verwirklichung finden. Ich bedauere seinen Abgang auch in seinem Interesse, denn ich hätte jetzt 17 Aufträge auf große historische Restaurierungen gehabt, von denen ich die meisten abgelehnt habe, mangels Personal.
Es Ist mir nicht erinnerlich, wie die Dämpfung des Baseler Stein-Flügels beschaffen ist. Wenn Sie sich aber an Herrn Dr. Walter Nef, Schola Cantorum, Basel, Leonhardsstr. 4, wenden, wird er Ihnen sicher Auskunft geben. Ich selbst besitze in meiner Sammlung einen Jean-André-Stein-Flügel [MIR1097], von dessen Mechanik Sie ja ein Foto haben. Auf demselben Blatt ist das Foto des Mechanikmodells des originalen Mozart-Flügels abgebildet. Außerdem besitze ich einen unsignierten Hammerflügel, der auch diese Messingplatte hat. Leider kann ich Ihnen aber wahrscheinlich nicht vor Beendigung meines Urlaubes über diesen Flügel näheres mitteilen, denn dazu muß ich eigens nach Erlangen ins Depot fahren, Leute mitnehmen, den Flügel herausnehmen lassen aus dem Depot und studieren. Wenn Sie wert darauf legen, muß ich Sie um mindestens 5 bis 6 Wochen Geduld bitten. Ich bin über Ostern in Salzburg, wo Herr Ing. Schurich meist weiß, wo ich zu erreichen bin. Ende der Woche fahre ich wieder nach Nürnberg zurück, bleibe dort einige Tage und fahre dann zum dringendst notwendigen Urlaub nach Bozen, Hotel Luna.

Daß Herr Haid seine Stellung gekündigt hat und sich selbständig gemacht hat ist sehr schmerzlich, aber menschlich war das Verhältnis nicht mehr tragbar. Sein Nachfolger ist Herr Direktor Anton Dütz, der langjährige geschäftsführende Teilhaber der weltbekannten Klavierfabrik Ed. Seiler-Liegnitz, die leider heute in polnischen Händen ist. Wir sind langjährige Freunde, so daß ich auf eine harmonische Zusammenarbeit mit Recht hoffen kann.

Für heute allerbeste Grüße und alle guten Urlaubswünsche von // Ihrem".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1955,04,15
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)