NL Rück, I, C-970g

"Sehr verehrter, lieber Herr Dr. Rück !

Erfreut, Ihnen behilflich sein zu können, habe ich sogleich Erkundigungen nach dem Verbleib der Sammlung des verstorbenen Herrn Anton Exner eingezogen und kann Ihnen das Folgende mitteilen: Der größte Teil der Sammlung ist an das Österreichische Museum für angewandte Kunst, Wien I., Stubenring 5, gekommen, ein anderer an den Sohn Walter Exner, Leiter des ASIEN-INSTITUTES, Frankenau-Hessen. Einzelstücke befinden sich im Museum für Völkerkunde, Wien I., Neue Burg. Direktor Dr. Grießmair vom Museum für angewandte Kunst erinnert sich allerdings nicht, in der Sammlung Exner jemals Musikinstrumente gesehen zu haben.

Die Neuauflage meines schon mehrfach erwähnten Büchleins ‚Alte Musikinstrumente‘ ist - grotesker Weise - über die korrigierten Fahnen immer noch nicht hinausgekommen. Dagegen erschien eine zweite, verbesserte Ausgabe des ‚Führer durch die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums‘, in dem jeder der neun Abteilungen ein Heft von acht Seiten gewidmet ist. Ich weiß nicht, ob diese zur allgemeinen Orientierung insbesondere für Lehrer und Schüler gedachte Publikation, die keine Abbildungen enthält, für Sie Interesse hat. Im positiven Fall will ich Ihnen natürlich gerne ein Exemplar zusenden lassen.

Darf ich nun noch eine ganz andere Sache zur Sprache bringen? Im Oberösterreichischen Landesmuseum Linz sind - unter neuer Leitung - große Neuaufstellungen im Gange, die auch die Musikinstrumente betreffen. Natürlicherweise werde ich in diesem Zusammenhang gelegentlich um Rat gebeten. Nun möchte ich mir erlauben, zunächst ganz privat bei Ihnen anzufragen, ob Sie geneigt und in der Lage wären, den Linzer Walterflügel, den Sie ja genau kennen, zur Generalreparatur zu übernehmen und wie hoch eine solche Restaurierung sich wohl ungefähr stellen würde? Es ist freilich eine sehr große Reparatur. Fehlen doch die gesamte Dämpfung, zwei Tasten, zahlreiche Hammerköpfe und Stiele, das Notenpult, die Deckelspreize, ein Fuß! Von einem weiteren Fuß ist der untere Teil infolge Wurmschadens abgebrochen und verloren. Um den Flügel ausstellungsfähig und spielbar zu machen, müssten natürlich alle diese Teile ersetzt, die Risse im Resonanzboden geschlossen, die Stimmnägel und Saiten sowie sämtliche Filz- und Lederteile erneuert werden. Würden Sie mir, lieber Herr Doktor, ein Wort darüber zukommen lassen, wie Sie über eine solche Sache denken würden? Ich weiß freilich gar nicht, welche Kräfte Ihnen derzeit für eine so umfangreiche Restaurierung zur Verfügung stehen.

Indem ich sie, lieber Herr Doktor, bei bester Gesundheit hoffe, bin ich mit vielen Grüßen und Wünschen wie stets // Ihr aufrichtig ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen // (Dr. Victor Luithlen) // Direktor der Sammlung alter // Musikinstrumente".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1961,03,20
Schreibort
Wien
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Literaturreferenz
Luithlen 1954b