"Sehr verehrter, lieber Herr Dr. Rück!
Vom Inhalt Ihres Schreibens vom 7. März und von Ihrer freundlichen grundsätzlichen Bereitwilligkeit, sich der Wiederherstellung des Walterflügels anzunehmen, habe ich bei Gelegenheit eines Linzer Besuches vor einigen Tagen dem Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums, Herrn Dr. Wilhelm FREH, Mitteilung gemacht. Herr Direktor FREH wird sich nunmehr persönlich mit Ihnen in Verbindung setzen.
Im Einzelnen sind wir übereingekommen, Ihnen vorzuschlagen, daß die Tischlerarbeiten in Linz von Kräften des Museums vorgenommen werden, während die instrumententechnische Reparatur Ihrer Nürnberger Werkstatt übertragen werden würde.
Da der Linzer Walterflügel, wie Sie im Mozart-Jahrbuch 1955 auf Seite 250 vermerken [Rück 1956], schon 1936 durch das Haus RÜCK expertisiert worden ist, werden sich bei Ihnen doch ganz gewiß noch Aufzeichnungen finden, die vielleicht die Entsendung eines Technikers zu neuerlicher Untersuchung vermeidbar erscheinen lassen. Aus Eigenem möchte ich das Folgende hinzufügen: der Resonanzboden zeigt eine schöne Wölbung. Einige mehr oder weniger harmlose Risse können nach Ansicht unseres Restaurators ohne Schwierigkeit gespant werden. Der Stimmstock scheint intakt. Die heikelste Aufgabe dürfte die Nachfertigung der zur Gänze verlorenen Dämpfung darstellen; hiezu haben Sie nun freilich an Ihrem ‚Dorotheenflügel‘ [MIR1099] gewiß das ausgezeichnetste Vorbild. Die neue Besaitung, die Nachfertigung der fehlenden Hammerköpfe und Auslöser, die Leimung des losgegangenen Steges dürfte bei Ihrer unvergleichlichen Erfahrung keinerlei (klangliche) Probleme enthalten. Leider fehlen nunmehr statt zwei insgesamt drei Tasten, nämlich zwei Obertasten und eine Untertaste.
Nun möchte ich Sie, lieber Herr Doktor, bitten, die Angelegenheit recht wohlwollend zu prüfen. Die klangliche Wiedererweckung eines weiteren Walterflügels muß uns ja allen am Herzen liegen. Natürlich sind, andererseits, die Mittel, die das Linzer Museum an diese Sache wenden kann, nicht unbegrenzt.
Ihrem Wunsche nach einem Exemplar der zweiten Ausgabe unseres ‚Führers durch die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums‘ beeile ich mich nachzukommen und bitte Sie, das Heft – das als Drucksache an Sie abgeht - als ein Zeichen steter Verbundenheit freundlichst annehmen zu wollen.
Mit vielen Grüßen und Wünschen verbleibe ich, lieber Herr Doktor, // wie stets Ihr aufrichtig ergebener // [handschriftlich] Dr. Victor Luithlen // (Dr. Victor Luithlen) // Direktor der Sammlung alter // Musikinstrumente".