"Lieber Herr Dr. Luithlen!
Ich komme heute zurück auf Ihren Brief vom 14. Februar 1952 und auf Ihre aufschlussreiche Veröffentlichung über den Eisenstädter Walter-Flügel im Mozart-Jahrbuch 1954.
Es wäre doch sehr schön, wenn man eruieren könnte, aus welcher Werkstatt die Barmherzigen Brüder seinerzeit den Flügel erworben haben, zweifelsfrei aus der Walter[’]schen Werkstatt. Vielleicht würden alte Akten aus dem Archiv der Barmherzigen Brüder darüber Auskunft geben. Der Konstruktion nach dürfte das Instrument aus der Zeit 1778 bis etwa 1785 stammen. Es müsste denn sein, dass die Dekoration noch auf eine andere Epoche schliessen liesse. Da auch mein Walter-Flügel R1 [MIR1098] innen die Papierbekielung hat, ferner eine, wenn auch einfachere Intarsienverzierung, möchte ich fast auf die Zeit 1775 bis 1782 schliessen. Ich gebe dieser Ansicht deswegen kund, weil dann vielleicht die Durchsicht in den Akten der Barmherzigen Brüder erleichtert würde.

Ferner ersehe ich aus diesem Brief, dass Sie sich dafür interessierten, welche Gründe der Anlass waren, dass wir den Mauckner-Gars - Flügel in der Art des Mozart-Flügels ergänzen liessen. Der noch vorhandene Teil der Kurve gäbe darüber zwingenden Aufschluss. Der Flügel konnte zudem gar nicht gerade auslaufen, weil die rückwärtige Schmalwand viel zu breit geworden wäre. Aus den Fotos des Flügels im unrestaurierten Zustand geht dieser Tatbestand hervor. Es waren also wohlüberlegte technische Gründe, die uns zu dieser Art der Restaurierung veranlassten. Die Datierung mit 1800, offenbar von Steglich vorgenommen, ist viel zu spät, denn aus Ihrem Verzeichnis vom 30.3.1954 ersehe ich bei Nr. 6 - Flügel Leonhardt-Amsterdam (ehemals Fiala), dass dieser Flügel 1787 datiert ist und ebenfalls schon den Umfang F bis g''' hat. Somit dürfte der Garser-Flügel seiner Umrissform nach zwischen diesem Flügel Nr. 6 und dem Flügel Nr. II (Niederösterreichisches Landesmuseum[)] [heute Rohrau, Haydn-Geburtshaus] zeitlich stehen.

Ich bitte zu entschuldigen, dass ich nicht dazu kam, Ihnen das Verzeichnis des Mozart-Instrumentariums zu senden. Ihre Anfrage kam in meinen Urlaub hinein und auswendig wusste ich nicht Bescheid. Nachdem aber mittlerweile Ihre Ausstellung eröffnet ist, käme meine Antwort sowieso zu spät. Sollten Sie aber noch Interesse haben, stehe ich gerne zu Diensten.

Für heute in aller Eile mit besten Grüssen // Ihr".