"Sehr verehrter Herr Dr. RÜCK!
Auf Ihrer freundlichen Karte vom 29.9. sprachen Sie von Ihrem bevorstehenden Aufenthalt in Badgastein. Nun nehme ich an, daß Sie - hoffentlich sehr ausgeruht und erholt - wieder nach Hause zurückgekehrt sind! Wir hatten ja heuer ganz prachtvolles Herbstwetter. Es muß in den Bergen herrlich gewesen sein!
Die Angelegenheit des Nähkassettenklavierchens hat sich in nichts aufgelöst: wie so oft, haben die Besitzer, sobald sie erkennen mußten, daß ihre Vorstellungen über den Wert des Stückes der Wirklichkeit nicht entsprachen, erklärt, es überhaupt nicht verkaufen zu wollen.
Inzwischen stellt mir meine vorgesetzte Behörde eine neue schwierige Schätzungsfrage: wie hoch kann ein Regal aus der Zeit um 1600, mit originalen Zungenstimmen, gut erhalten, international bewertet werden? Es dürfte sich um ein Instrument handeln, wie es in Geiringers Salzburger (Geiringer 1932a) Katalog auf Tafel IV als Nr. 225 abgebildet ist. Wäre es Ihnen möglich, mir eine Andeutung über den Schätzwert eines solchen Stückes in Deutschland zu geben?
Als Dankeszeichen schicke ich mit gleicher Post einen Prospekt über die Wiener Museen, der Sie, wie ich hoffe, interessieren wird. Unsere Sammlung ist mit einem lustigen Detail der Cister von 1574 vertreten.
Nehmen Sie, sehr verehrter Herr Doktor, nun meine herzlichsten Grüße und Wünsche! Wie stets bin ich // Ihr ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen // (Dr. Victor LUITHLEN) // Leiter der Sammlung alter // Musikinstrumente
Eingang des Briefes heute bestätigt
8. 11. 56".