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Ein Hugo Wolf-Klavier,
eine Neuerwerbung des Vereines der Museumsfreunde für die Sammlung alter Musikinstrumente.
Der Verein der Museumsfreunde hat kürzlich für die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums ein Pianino von Caspar Lorenz in Wien erworben, das durch reiche Erinnerungen: an Hugo WoIf aus gezeichnet ist.
Unter den hilfreichen Freunden, die unserem großen Liedermeister Obdach und jede erdenkliche Hilfe gewährten, steht die Juweliersfamilie Köchert obenan. Durch Wochen und Monate, im Sommer und im Winter, war Wolf immer wieder ihr Gast. sei es in ihrem Wiener Stadthaus am Neuen Markt, in Rinnbach und Traunkirchen im Salzkammergut oder in ihrem Landhaus in Döbling in der Billrothstraße, die damals Hirschengasse genannt war.
In diesem reizenden Döblinger Biedermeierhaus hat Wolf mehrfach überwintert und eine ganze Reihe seiner herrlichsten Lieder geschaffen. Hier entstand in der Zeit vom Dezember 1888 bis zum Februar 1889 der größte Teil der Goethe-Lieder, hier fanden die Gesänge Mignons, Suleikas und Hatems ihre farbenglühende musikalische Gestalt, hier formte sich die gewaltige Trilogie ‚Prometheus,‘ ‚Ganymed‘ und ‚Grenzen der Menschheit‘. 1890 und 1891 entstanden hier weiter 18 von den 22 Gesängen des ersten Teiles des ‚ltalienischen Liederbuches‘ nach Paul Heyse.
Wolf war gewohnt, am Klavier zu komponieren, und so mag dem Instrument, das ihm hierbei diente, ein besonderes Interesse zukommen. In Döbling stand das Klavier, das eben nun erworben worden ist. Diese Tatsache wird durch Erklärungen aus dem Kreis der Familie Köchert ausdrücklich bezeugt. So schreibt uns die letzte Eigentümerin des Instrumentes, Frau Gerda Hofmann: ‚Ich weiß seit meiner Kindheit, daß das Pianino von Caspar Lorenz dem großen Liedermeister Hugo Wolf bei seinen Aufenthalten im Hause meiner Großmutter, Frau Caroline Köchen, zum Musizieren und Komponieren gedient hat.‘ Als eine Vertreterin der älteren Generation schrieb uns Frau Maria Nowotny: ‚,Hiemit bezeuge ich, daß ich im Hause der Frau Caroline Köchert, Wien, XIX., Billrothstraße 68, wo ich als Erzieherin tätig war, den Komponisten Hugo Wolf während seiner mehrfachen Aufenthalte an dem Pianino von Caspar Lorenz sitzend komponieren und spielen gesehen und gehört habe ...‘
Wolf selbst schreibt über das Klavier am 14. November 1890 an seinen Mannheimer Freund Dr. Oskar Grohe: ‚Seit drei Tagen wohne ich wieder in Döbling, Hirschengasse 68, wo ich wahrscheinlich auch überwintern dürfte. Des beschränkten Raumes wegen muß ich mich mit einem Pianino, einem der elendsten Möbel, die je ein Geräusch von sich gegeben, behelfen. Trotz alledem und obschon mich dieses verfluchte Instrument keineswegs anlockt, mich in eine musikalische Stimmung zu versetzen, komponierte ich gestern zwei italienische und heute eines …‘
Dieser Brief – er ist im Besitze des heutigen Eigentümers des Döblinger Hauses, Ingenieur Gerhart Köchert – bringt nun freilich keine Empfehlung für die Güte des Instrumentes, schmälert jedoch keineswegs seinen historischen Wert. Wolfs Urteil scheint gewiß auch allzu hart. Er haßte, wie berichtet wird, Pianinos seit jeher. Gar so schlecht kann das Instrument aus seiner Zeit nicht gewesen sein!
Caspar Lorenz, der sich auf dem Klaviaturdeckel und auf dem Resonanzboden mit seiner silbernen Medaille von der:,Gewerbs-Producten-Ausstellung‘ von 1839 und 1845 als Erzeuger des Pianinos nennt, findet sich in den alten Wiener Adreßbüchern und Almanachen als Klaviermacher zwischen 1834 und 1867. Die Sammlung alter Musikinstrumente besitzt ein Tafelklavier von seiner Hand aus der Zeit um 1850. Das Pianino wird sicherlich später entstanden sein. Es zeigt zwar die alte, geradsaitige Konstruktion ohne Eisenrahmen, einen Umfang von nur sechsdreiviertel statt der uns gewohnten sieben Oktaven, ist aber in Palisanderholz recht sorgfältig ausgeführt und in den wesentlichen Teilen auch heute noch brauchbar erhalten. Wenn man vermotteten Filz, zerfallenes Leder und einige tonlose Saiten ersetzt, wird das Instrument recht gut zum Klingen gebracht werden können.
Für die Erwerbung und die Uebergabe des ehrwürdigen Stückes an die Sammlung alter Musikinstrumente, die dessen museale Verwaltung für alle Zukunft sichert, gebührt dem Verein der Museumsfreunde der aufrichtige Dank der Oeffentlichkeit. Als Erinnerung an Hugo Wolf wird das Instrument nun seinen Platz neben den Klavieren finden, die einst Haydn, Beethoven, Schubert, Schumann und Brahms gedient haben.
Dr. Viktor Luithlen // Leiter der Sammlung alter Musikinstrumente
Außer dem Hugo Wolf-Klavier für die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums hat der Verein der Museumsfreunde auch ein Paar Wachsbossierungen für die Oesterreichische Galerie erworben; die beiden Plastiken stellen das Ehepaar Wolfgang Hageuauer dar und sind von Leonhard Posch (geb. 7.11.1750, Finding, Tirol, gest. 21 6.1831. Berlin; Schüler des J. B. Hagenauer) ausgeführt. Wolfgang Hagenaner war der Bruder Johann Baptist Hagenauers, des bekannten Salzburger Plastikers, und war seines Zeichens fürsterzbischöflicher Baumeister in Salzburg.
Ferner bat der Verein die Ausfallhaftung in der Höhe bis zu S 5000.- für eventuelle Ueberschreitung des vom Bundesministerium für Unterricht gegebenen Kredites zur Aufstellung der Weltlichen Schatzkammer zugesichert.
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Ankündigungen:
Die nächste Sonntagsmatinée in der Sammlung alter Musikinstrumente in der Neuen Burg wird am 16. Mai 1954, um 11 Uhr stattfinden und der Viola d’amore gewidmet sein. Neben Dr. Luithlen werden der Philharmoniker Herr Karl Stumpf (Viola d’amore) und Herr Richard Schmidberger (Cembalo) mitwirken.
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