"Sehr verehrter Herr Dr. Rück!

Für Ihren aufschlußreichen Brief vom 18. September möchte ich Ihnen herzlichst danken. Ihre Andeutungen über die Versicherungswerte von verschiedenen historischen Instrumenten sind mir ganz außerordentlich wertvoll. Ich habe Ihre Zahlen bereits in die Listen von Schätzwerten eingetragen, die ich mir zu eigener Übersicht anlegte.

Wie das aber so gehen mag, kommt eben heute ein Angebot, für das mir jeder Vergleich fehlt. Es ist ein kleines Näh- oder Schreibkassettenklavierchen etwa in der Art von Kinsky, Heyer-Katalog I, Nr. 134, 137 oder 138. Es ist signiert mit ‘Leop. Herr./ in Wien 813‘. Umfang 3 Oktaven. Innen ist ein Spiegel angebracht. Weiter findet sich eine Lade mit Abteilungen. Die Einrichtung fehlt. Außen eine Wedgewood-Kamee (Porzellan) in Bronzerahmen.

Den Klaviermacher Herr habe ich merkwürdigerweise nicht in der nach den alten Adressenverzeichnissen angefertigten Kartei. Ich erinnere mich aber des Namens, ohne zu wissen woher. Vielleicht haben Sie den Namen einmal angetroffen?

Nun möchte ich Sie, lieber Herr Doktor, um Ihren Rat bitten, wieviel wir für dieses Instrumentchen bieten sollen. Verlangt wird ein Phantasiepreis. Wie hoch steht der Weltmarktpreis, bzw. wieviel würden Sie selbst dafür anlegen? Das angebotene Stück ist nicht schlecht imstand, instrumententechnisch freilich in Unordnung, aber reparabel.

Das Angebot wird als sehr dringlich hingestellt. Ich wäre Ihnen also, sehr verehrter Herr Doktor, sehr dankbar für eine recht baldige Nachricht, wie Sie über die Sache denken. Das in Rede stehende Stück gewinnt dadurch etwas an Interesse, weil wir hier in der Sammlung ein so kleines Hammerklavierchen mit Näh- oder Schreibeinrichtung merkwürdigerweise nicht besitzen.

Indem ich Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit herzlich danke, bin ich, lieber Herr Doktor, mit den besten Grüßen // Ihr ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen // (Dr. Victor LUITHLEN) // Leiter d. Sammlung alter Musikinstrumente".