NL Rück, I, C-0570n

"Sehr geehrter Herr Marx!

Sie werden merken nach Empfang von weiteren 2 Paketen, dass wir Sie mit Arbeit überhäufen. Wir haben uns vorgenommen, den frühesten Walter-Flügel und unseren 'Walter & Sohn' nächstens in Ordnung zu bringen und schicken wir Ihnen daher Mechanikteile von beiden Instrumenten.

Die Hämmer des frühesten 'Walter' sind mit glattem Leder bezogen und die von 'Walter & Sohn' mit dem üblichen originalen Hammerleder. Dies zu Ihrer Orientierung, damit Sie klar sehen, welches Instrument Sie vor sich haben. Sie erkennen dies auch an der Zahl der Hämmer. Bei dem ersteren beträgt die Stückzahl 61, bei letzterem 68. Bei dem frühesten 'Walter' bitten wir das Hammerleder zu erneuern. Sie werden bei der Bearbeitung der Stiele und Hammerköpfe bemerken, dass die Anzahl der vorhandenen Köpfe nicht vollzählig ist und wir bitten, diese zu vervollständigen. Ob es besser ist die abgebrochenen Hammerstiele zum Teil ganz zu erneuern, bitten wir Sie selbst zu entscheiden. Die Schnabelleder lassen wir in dem Zustande, weil es besser ist, die Stärke nach der Einrichtung der Klavierfütterungen und Auslöser hier zu ersetzen. Vom gleichen Instrument liegen 5 Auslöser bei und wir bitten, diese mit Pergamentachsen auszuleimen.

Von den Dämpferspan fehlt ein ganzes Stück mit Dämpferklötzchen (Nr. 1 und 9) und wir legen Ihnen als Muster die Nr. 2 und 10 bei. Ausserdem vermissen wir noch von demselben Spiel 15 Dämpferspanlederchen und wir legen zur Anfertigung von diesen gleichfalls ein Muster bei.

Jetzt kommen wir zum Flügel 'Walter & Sohn'. Hier bitten wir die Hammerleder zu erneuern, die Schnabelleder lassen wir nach den vorher angeführten Gründen wie beim frühesten 'Walter', aber hier bitten wir die Hammerstiele Nr. 2, 3, 24, 33, 36, 38, 39, 60, 66, 67 anzuschäften. Der Hammerkern von Hammer 2 ist auch nicht original und wir bitten um Anfertigung eines neuen. Bei den beiliegenden Dämpfern bitten wir den Dämpferklotz 1 zu erneuern und anschliessend an die Nr. 63 5 Stück zu ergänzen, also bis Nr. 68, weil die Dämpferführungsleiste 5 offene Löcher hat und auf den Tasten für diese fehlenden Späne augeleimte Bäckchen sind. Die Leder an dem Keil und den Flachdämpfern sind sehr scharf eingespielt und wir müssen diese wohl erneuern. Wir legen Ihnen Leder bei und hoffen, dass Ihnen das Material zusagt.

Wenn Sie irgendwelche Bedenken oder Materialschwierigkeiten haben, bitten wir uns diese mitzuteilen.

Eine genauere Aufzeichnung der Hammerwangen von Nanette Streicher's Flügel liegt mit bei und wir hoffen, dass damit alle Fragen beantwortet sind.

Mit besten Grüssen // Ihr

 

P.S.

Wir sandten Ihnen vor kurzem 1 Paket mit Hut, Stiefel und allerhand Nützlichem. Den Hut müssen Sie gegebenenfalls enger oder weiter machen lassen, was jeder Hutmacher ohne Schwierigkeiten macht. Hoffentlich erreichte Sie das Paket gut.

Mit besten Grüssen // Ihr

 

P.S.

In Ihrem Brief vom 22. 8. schrieben Sie uns über Unklarheiten zu der Zeichnung Nr. 4 'Wiener System mit Holzkapseln'. Im Augenblick sind wir nicht ganz klar, in welcher Art die Unklarheiten bestehen, weil wir nach wiederholtem Suchen das Schreiben nicht gefunden haben. Die von Herrn Scholz skizzierte Mechanik Stein'scher Art ist für den Einbau einer Mechanik eines Hammerflügels aus Meran gedacht. Das all[es] haben wir Ihnen ja schon geschrieben. Es handelt sich bei dieser Zeichnung nicht nur [darum,] ein Modell anzufertigen, sondern wir brauchen danach ein komplettes Hammerwerk. Soweit wir uns noch erinnern, ist das Hammerwerk von Taste 1 und 61 mit Angabe der Steighöhe aufgezeichnet. Wir hatten damals den Wunsch, also von Hammer 1 - 61 und das dazwischen liegende Hammerwerk, von Ihnen angefertigt zu bekommen. Sollten noch Unklarheiten vorhanden sein, schreiben Sie uns bitte umgehend darüber. // D.O."

Absender/Urheber Person
Absender/Urheber Institution
Empfänger Person
Datum
1951,08,31
Schreibort
Nürnberg