NL Rück, I, C-0570n

"Lieber Herr Marx!

Wieder zurück, sandte ihnen Fräulein Luise inzwischen ein Weihnachtspaket, gestern sandten wir Linden- und Apfelholz als Paket und ein weiteres Weihnachtspaket mit geräucherten, echt fränkischen Bratwürsten folgt, sobald wir solche aus der Räucherung bekommen haben. Sie können diese dann roh oder gekocht essen. Jedenfalls wünschen wir damit eine schöne Weihnachtsfeier, hoffen, dass wir sie noch rechtzeitig bekommen.

Nun zu Ihren Brief vom 2. Dezember 1951. Die Linde ist also unterwegs, ebenso Apfel. Brauchen Sie Birnbaum? Wenn ja, bitte ich das bei mir anzufordern. Die Meraner Flügelglieder betreffend, meint Herr Scholz, es wäre am Besten, wenn wir hier an Ort und Stelle selbst die Kapseln bohren, da wir die in den Tastenenden steckenden Metallstifte dann genau einpassen können, während ein Vorbohren immer eine gefährliche Sache ist. Infolgedessen dürfte die Stifthöhe und die Tiefe der Bohrung Ihnen anzugeben kaum notwendig sein nach unserer Meinung, da wir, die eben erwähnt, die Kapseln dann selbst einsetzen. Sollten Sie aber trotzdem diese Masse brauchen oder sollten Sie weitere andere Angaben benötigen, bitte ich um genaue Angaben.

Ich habe noch zu bestätigen den Empfang der Lautenzüge, die wir erst nach Weihnachten einbauen können, das das eine Spinett Steglich noch braucht und das andere Spinett im Germanischen Museum bei einer Ausstellung benötigt wird. Die neuen Lautenzüge passen tadellos, vielen Dank.

Ich habe Ihnen dann noch zu danken für die Bändchen aus dem Inselverlag, die mir eine wertvolle Ergänzung meiner Bibliothek sind. Es ist schade, dass alles dort vernichtet ist. Die 4 Modelle sind tadellos angekommen und beweisen wieder Ihre unvergleichliche Meisterschaft.

Lieber Herr Marx, wir halten es für das Einfachste, wenn Sie Herrn Dr. Kupfer ein Spinett extra bauen und dieses Spinett mit Herrn Dr. Kupfer direkt verrechnen. Nun käme die Materialfrage zu besprechen: Das Nussbaumholz würde Ihnen vielleicht Herr Gertung von Mannborg oder Herr Dr. Blüthner-Haessler geben, natürlich dürfen Sie nicht sagen, dass das Spinett für Herrn Dr. Kupfer gehört, sondern für uns. Allerdings müssen wir dann Blüthner das Holz in DM-West vergüten. So versuchen Sie deshalb in erster Linie, von Herrn Gertung das Holz zu bekommen. Wir würden Ihnen die benötigten Metallteile liefern, also Piloten, Stimmwirbel etc. Diese Teile müssen wir natürlich Herrn Dr. Kupfer in DM-West berechnen, aber er könnte ja diese dann in DM-Ost an Sie vergüten und wir verrechnen diesen Betrag wieder a cto. Ihrer Monatspension. Auf diese Art und Weise bliebe unser Bestand an Spinetten bei Ihnen erhalten und Sie könnten Herrn Dr. Kupfer gefällig sein. Wie Sie dann ihrerseits das Spinett Herrn Dr. Kupfer in Rechnung stellen, überlassen wir Ihnen. Neubert rechnet für ein Spinett, allerdings in 3-eckigen Form mit vorgebauter Klaviatur, angeblich Modell Silbermann, 108 cm lang - was natürlich alles, nur kein Modell Silbermann ist! - 8' geteilte Laute, 4 1/2 Oktaven von C - f''' gilt nur 1150.--. Man nimmt ca. 1100.-- DM an, so würde dieses etwa über DM-Ost 4000.-- ergeben. Ich kenne natürlich die Vermögensverhältnisse von Herrn Dr. Kupfer nicht. Auf der anderen Seite haben Sie ja auch eigentlich keinen Grund, ihm etwas zu schenken. Wir können uns ja über diesen Fall noch ausführlich unterhalten. Für heute möchte ich nur anregen, wie man Herrn Dr. Kupfer evtl. helfen könnte. Ich erwarte gerne Ihre
Meinung und evtl. Vorschläge.

Wir brauchen wieder ein paar Mechanikmodelle: In erster Linie bitte ich Sie um das Springer-Stösser-Mechanikmodell von Christoph Schröder 1717, Katalog Jost-Stuttgart, Abbildung 11. Dabei finde ich zufällig, dass auf Seite 30, auf der die beiden Schröder-Modelle beschrieben sind, ein Fehler ist: Die in Klammer auf Zeile 7-8 bezeichnete Mechanik B 25, Abbildung 11, gehört nach dem Wort 'wirkt' Zeile 7, aber nicht nach dem Wort 'Modells' Zeile 7. Soviel ich weiss, haben Sie das Buch von Jost. Es handelt sich um das Schröder-Mechanik-Hammermodell Springer-Stösser-Mechanik aus dem Jahre 1739 mit Hammer. Notfalls kann Ihnen Herr Scholz die Zeichnung, Abbildung 11, kopieren.

Damit für heute genug und herzliche Grüsse von // Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1951,12,12
Schreibort
Nürnberg