NL Rück, I, C-0570n

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Soeben das Paket erhalten und muß ich gleich richtig stellen, daß der schöne Nickelhacken wohl für das niedere Hebeglied aber nicht nach der Keller-Zeichnung paßt. Es ist die Füßchenlänge mit 4 cm Unterschied. Es tut ja m. E. nichts wenn das Modell eine niedere Mechanik darstellt, da die Mechanik in allen Teile sonst genau die selbe ist und lediglich der Zwischenraum zwischen Hebeglied und Tasten geringer ist.

[Dan]n sehen wir für den Backen die 4 Schrauben mit Eisengewinde, 2 stärkere für die Gliederleist[e] (Hammerbank) und 2 schwächere für Dämpferprelleiste u. Hammerleiste. Und eine Kesselschraube ist nicht unbedingt nötig da man früher den Backenfuß in den Klotz einbohrte, und die obere Schraube (im Backenkopf). Weiter wie ich schon schrieb längere Glieder- u Hammerleiste.

Die Tasten habe ich fertig und habe glücklich noch Elfenbein dafür gefunden. Nun muß ich Ihnen recht herzlich danken für den weiteren reichen Inhalt des Paketes. Es ist aber doch wirklich des Guten zu viel all die guten und nahrhaften Sachen. Und doch bereitet der Empfang immer wieder große Freude. Wenn man bedenkt 6 Jahre nach Kriegsende und noch immer der Mangel und Marken. Auf Fleischmarken giebt es zum Teil Fisch auch 3 Eier für 200 gr Fleisch.

Der Frühling scheint sich aber nicht recht beliebt zu machen einmal strahlt die linke Sonne und schon wird es wieder Nacht mit Schneegestöber.

Nochmals wegen der oberen Schraube. Einen Bolzen wie im Klavier kann man wohl nicht anbringen. Ich muß doch ein Brettchen als Rückwand machen und dann einen Klotz wo sich der Backenkopf dagegen legt und dann mit einer Rundkopfschraube festgehalten wird, auch der Dämpfer und Hammer muß einen Widerstand bekommen. Dasselbe auch beim Flügel.

Nochmals herzlichst dankend grüßt herzlichst // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1951,03,20
Schreibort
Leipzig