NL Rück, I, C-0570n

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Mit besten Dank empfing ich Ihren werten Brief und die 2 Federn. Ich habe die 2 Kiele geschnitten welche Sie hiermit zurück erhalten. Es sind also die Spitzen zum einsetzen vorgerichtet was bei jedem neuen Kiel wieder geschehen muß. Außerdem habe ich noch ein paar Bußard Kiele soweit vorgerichtet und füge diesen meinen Vorrat bei, einige hab ich noch zurück behalten. An den geschnittenen Kielen werden Sie merken wie unterschiedlich dies in der Härte sind. Mir waren am liebsten die Krähen Federn und fing da an den schwarzen Spitze im Diskant an, bei mehrmaligen Abschneiden wurden auch die Kiele härter bis man an die milchig weiße Stelle kommt wo der Kiel am Härtesten was sich dann für den Baß eignet. Nun spielen aber noch 2 Hauptsachem mit: wie breit in der Zunge der Schnitt für den Kiel (man kann sich wohl durch schmäler schneiden helfen) denn wie lang der Kiel ist (Abstand der Docke von der Saite. Langer Kiel muß stärker sein und kurzere Kiel bekommt man oft nicht schwach genug. Die glasigen Enden habe ich an gesondertem Instrument verwendet. Von welcher Dauer die Bußardfedern sind wird sich wohl erst im Gebrauch zeigen, ich habe darin keine Erfahrung. Kiele bedürfen eben öftere Ergänzungen.

Ich hatte eine Rosette gemacht die nach dem Vergolden so gut zusammenschrum[p]fte, daß sie nicht mehr zum Maße paßte. Ich habe mit Schellack vorgestrichen und das brachte das Unheil. Die Vergolder haben auch eine Schellackhaltige Masse und legen dann nach anfeuchten mit Spiritus das Gold auf. Bewährt sich wohl bei festen Gegenständen aber hier versagt das. Nun schicke ich Ihnen die zweite Rosette und das Goldbriefchen. Mit der Bitte dies bei einem Buchbinder machen zu lassen, diese haben bei Papiervergoldung sicher ein besonderes Verfahren. Der Wille war gut um so schlechter der Erfolg. Wenn ich für das Notenpult die gewünschten Zeichnungen und Längenmaß bekommen kann würde ich mich gern an diese Arbeit machen – Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx

 

Die Rosette habe ich nur zusammengesteckt und bin der Ansicht selbige nach dem Vergolden zu leimen und den überstehenden Zapfen abzuschneiden.

Wenn die Bußardkiele sich bewähren denke ich, daß Sie auf einige Zeit versehen sind. Sie schickten mir früher einige male Federn und so hat sich es angesammelt.

Auch möchte ich noch bemerken, daß die Motte ein besonderer Freund von Kielen ist, die machen die Kiele schon so weich, daß sie nur noch an einem Haar hängen. // D. U.

Einlage: 1 Foto

1 Brief Blattgold."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1951,01,12
Schreibort
Leipzig