NL Rück, I, C-0647

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Ich beeile mich, Ihre freundlichen Zeilen vom 14. September umgehend zu beantworten, für die ich herzlichst danke.

Nachdem Sie ja mein Haus und meine Sammlung kannten und deren Bedeutung würdigen, werden Sie verstehen, wie sehr mir daran liegt, die Sammlung halbwegs in hoffentlich bald kommende glücklichere Zeiten zu retten. Sie enthält eine sehr grosse Anzahl konzertfähig spielbarer historischer Instrumente und birgt grosse Möglichkeiten für historische Konzerte aufgrund der äusserst sorgfältigen Restaurationsarbeiten, die unter mir und meines verstobenen Bruders [Hans Rück] Beratung, durch meinen langjährigen Restaurator in mühevollster Kleinarbeit und fast 20 jähriger Tätigkeit ausgeführt wurden. Dabei wurde auf historische Treue grösster Wert gelegt. Meine Restauratoren waren der frühere Restaurator [Otto Marx] der Heyer Sammlung [heute Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig], dessen leider verstorbener Bruder [Bruno Marx] und meine eigens technisches, langjähriges auf diese Arbeit sorgfältigst eingeschultes Personal. Leiter und Berater ist der Musik-Wissenschaftle[r] der Erlangener Universität Herr Prof. Dr. Rud. Sterglich (Erlangenerstrasse 17.) Ausserdem stehe ich in langjährigen sehr angenehmen Beziehungen zu einer Reihe grösserer Instrumenten Sammlungen des In-und Auslandes.

Es ist ein sehr guter und lobenswerter Gedanke von Ihnen, in dem noch erhaltenen Vortragssaal des Germanischen Nationalmuseums musikalische Darbietungen zu veranstalten. Ich danke Ihnen im voraus für jeweilige Übersendung der Programme.

Ich denke, in Ihrem Sinne gehandelt zu haben, wenn ich Herrn Prof. Steglich mit gleicher Post bat, einmal bei Ihnen vorzusprechen und eine freie Stunde mit Ihnen zu vereinbaren, in der er sich mit Ihnen über die durch uns gemeinsam so oft veranstalteten Konzerte historischer Musik auf meinen Instrumenten unterhalten kann. Ich denke, dass diese Aussprache das hoffentlich bald neu auflebende kulturelle Leben Frankens erfolgreich sein kann.

Ich habe Ihnen weiter zu danken, dass Sie so liebenswürdig waren, Herrn Dr. Levié aufzusuchen und ihn über alle Einzelheiten aufzuklären. Ich bat auch Herrn Prof. Steglich seinerseits eine Aussprache mit Herrn Dr. Levié baldigst in die Wege zu leiten.

Nicht minder dankbar bin ich Ihnen, wenn Sie die Liebenswürdigkeit haben, am Nürnberger Hochbauamt meine Wünsche nachträglich zu unterstützen, damit der Ausbauplan baldigst genehmigt wird und ich so in die Lage komme, noch vor dem Winter das Gebäude unter Dach zu bringen. Dies wäre umso wichtiger, als vorallem damit ein Raum raschmöglichst geschafft und in Betrieb kommen muss, der die wertvollen Konzertflügel sachgemäss zu lagern und zu pflegen mir gestattet. Dies vor allem deshalb, weil Solistenkonzerte mit Klavier ohne die Mitwirkung meines Hauses beinahe unmöglich sind.

Ich danke Ihnen weiter über Ihre ausführlichen Mitteilungen betreffs der Bergungsaktion. Schloss Hoheneck liegt ein paar Stunden von der Bahnstation Ipsheim, zwischen Neustadt/Aisch und Windsheim gelegen, entfernt. Mein Prokurist Herr Haid hat übrigens inzwischen auch noch Verbindung mit dem gewesenen Oberleutnant Paul aufgenommen, der ihm weitere Informationen über Hochenek verschaffen wollte. Mein Prokurist wird Ihnen darüber in bälde berichten.

Sehr dankbar bin ich, dass die in Schloss Neunhof eingelagerten Kunstwerke jetzt in sicherer Obhut sind.

Nicht minder dankbar bin ich Ihnen, dass Sie bei Herrn Oberinspektor Hertlein ein gutes Wort einlegen, damit im Gang der Oper meine Instrumente wenigstens noch kurze Zeit stehen können.

Sie sind so freundlich, mir an Schlusse Ihres Briefes die Versicherung zu geben Ihres bestens Willens zur Errettung und Schutz meiner Sammlung. Ich darf im Zusammenhang damit Ihnen folgendes unterbreiten:

Die Militärregierung erliess ein Devisengesetz Nr. 55, nachdem zu schliessen ist, dass alle in Österreich befindlichen Vermögenswerte von Reichsdeutschen der Reichsbank zu melden sind, aus dem aber nicht hervorgeht, welchem Endzweck diese Meldungen dienen. Nun ist die erste Garnitur meiner Sammlung in Schloss Sighartstein verlagert, das dem altadaligen Grafen Uiberacker gehört und bei der Station Neumarkt-Köstendorf gelegen ist. Etwa 28 km von Salzburg entfernt in Richtung Linz, liegt dieses Schloss noch in der Amerikanischen Besatzungszone. Es dürfte Ihnen als alter Kunstbesitz sicher bekannt sein, ist auch im Dehio erwähnt. Dort lagern auch meine echten Teppiche und meine einzige noch gerettete Leib- Bett-und Tischwäsche. Es wäre für mich finanziell eingeradezu furchtbarer Schlag, wen mir diese Sachen etwa für Reparationszwecke beschlagnahmt würden. Es wäre aber zugleich auch ein unesetzlicher, nie mehr gutzumachender Verlust für die Sammlung selbst, für das kulturelle Leben Frankens, für die Universität Erlangens (die die Sammlung ständig als Studienmaterial benützt).

Weiter lagert bei Salzburg, ebenfalls auf österrechischem Gebiet, meine einzige Kopie von Mozarts orginalen Flügel, die als Studienmaterial für historische Klaviermusik unersetzlich ist. Ferner lagert noch in der Nähe Salzburgs eine komplette Serie aller zu Mozartszeiten gebrauchter kleinerer Instrumente, die ich dem Mozarteum und der Reichshochschule vorübergehend für Kriegsdauer als Leihgabe überliess, die aber ein wichtiger Bestandteil, also nicht etwa Duplette meiner Sammlung bildet. Nebenbei bemerkt habe ich auch in Österreich, um lokaler Musikpflege uneigennützig zu dienen und da an diesen Orten keine Übungsmöglichkeiten bestand, noch rund 12 moderne Klaviere,- Flügel und Harmonium vermietet. Auch hier wäre die finanzielle Einbusse für mich fast untragbar, umsomehr ich schon seit Monaten keine Mieteingänge mehr von dort erhalten konnte. Endlich steht in Österreich vom Kunsthistorischen Museum Wien ein Betrag von RM 6.200.– aus für zwei historische Flügel, die ich aus freundschaftlichen Entgegenkommen der Sammlung alter Musikinstrumente Wien Josefsplatz 5 zur Abrundung und wichtigen Ergänzung ihrer Klavier- Entwicklungsreihe überliess.

Sie belieben aus dieser Aufstellung, die überdies noch nicht ganz erschöpfend ist (in Österreich verlagerte Einzelstücke gehören noch dazu) freundlich zu ersehen, dass für mich enorme Risiken in Frage stehen. Ich wäre Ihnen deshalb zu äusserstem Dank verbunden, wenn Sie mir in der Frage der Freinachung und seinerzeitigen Rückführung meines Eigentums Ihre so wertvolle Hilfe leihen könnten, um welche ich Sie herzlichst bitte. Da die Sammlung in jahrzehntelanger mühseligster Sache ganz planvoll aufgebaut wurde, wird der Verlust eines Teiles derselben den Rest zu einen Torso machen, das nie mehr ergänzber wäre, wissen Sie als Museumsfachmann ja besser wie ich. Denn wir müssen befürchten, dass durch die Schwere des Bombenkrieges viel kulturelles noch privat stehendes Gut restlos unterging.

Hoffend, Sie bald persönlich sprechen zu dürfen, zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergebener // Ulrich Rück.
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Absender/Urheber Person
Absender/Urheber Institution
Empfänger Person
Datum
1945,09,17
Schreibort
Nürnberg
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Sammlung
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Kontaktinstitution
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