NL Rück, I, C-0647

"Sehr geehrter Herr Doktor Troche!

Wie ich höre, sind Sie zum städtischen Direktor des Germanischen Museums und komm. Leiter der Städtischen Galerien und Kunstsammlungen in Nürnberg ernannt worden. Bitte gestatten Sie mir, Ihnen auf diesem Wege meine besten Wünsche für diese eben so schönen als interessanten, andererseits aber auch ebenso arbeitsreichen wie verantwortungsvollen Aufgaben übermitteln zu dürfen!

Es dürfte Ihnen bekannt sein, daß mein Haus als langjährigen Familienbesitz eine sehr grosse, planvoll ausgebaute Sammlung historischer Musikinstrumente in seinen Räumen barg, hegte und pflegte. Historisch getreu restauriert und konzertfähig spielbar lieferte die Europa-Abteilung der Sammlung den wesentlichen Beitrag – unter der wissenschaftlichen Leitung des Erlanger Musikwissenschaftlers Univ. Prof. Dr. Steglich – zur lebendigen Wiedererstehung alter Musik im Klange ihrer Zeit in vielen öffentlichen Konzerten Nürnbergs, dessen weiterer Umgebung bis zur Mozart-Stadt Salzburg.

Um die höchst wertvollen, teils überhaupt wohl nie mehr ersetzbaren Instrumente vor Fliegerangriffen zu schützen, wurden sie in einer ganzen Reihe auswärtgier Depots von 1942–45 geborgen, darunter auch in städtischen Depoträumen, welche Frage ein gleichzeitig an die Direktion der StGuKuSa [Städtische Galerien und Kunstsammlungen] ausgehender Brief behandelt.

Über eine Anzahl dieser Depots fehlt mir bis heute noch jegliche Nachricht wie sie den Krieg überstanden oder nur lückenhafte Berichte, so dass ich – wie auch andere Depotteilhaber – die Verluste noch nicht zu übersehen in der Lage bin.

Bitte würdigen Sie von diesem Standpunkte aus meinen heutigen Brief an die Direktion der Städt. Galerien und Kunstsammlungen, wie auch meine Schreiben an den Oberbürgermeister Treu und an die Militärregierung Nürnberg, die etwas mithelfen möchten, eine etwa geplante Auflösung der Dienststelle StGaluKuSa oder deren wesentliche personelle Verkleinerung hintanzuhalten. Womit auch Ihren dienstlichen Interessen bestgedient zu haben ich wohl annehmen darf.

Des weiteren:

meine – im Reiche wohl einzigartig eingerichtet gewesenen Geschäfts- und Sammlungs-Räume Tafelfeldstrasse 22–24 wurden am 11.8.43 restlos durch anglo-amerikanische Fliegerbomben zerstört, am 16.3.45 dann auch noch meine letzte geschäftliche Zuflucht: mein Haus Jahnstrasse 27.

Ich beantragte deswegen beim Städtischen Hochbauamt unterm 30.8.45 den Wiederaufbau wenigstens der unteren beiden Geschosse dieses Hauses, um mein Geschäft in vorerst allerdings nur bescheidenster Weise noch einmal aufbauen zu können.

Denn sein Bestehen ist für den Wiederbeginn des Nürnberger kulturellen Lebens unentbehrlich, da mein Haus seit 20 Jahren den Konzertdienst in Nürnberg und den umliegenden Plätzen, wie die Oper [heute Staatstheater Nürnberg], das Konservatorium, die meisten Schulen, die 2 musikwissenschaftlichen Institute der Erlanger Universität, die Bayreuther Festspiele u.a. fast ausschließlich betreute.

Ich wäre Ihnen aus diesem Grunde sehr zu Dank verbunden, wenn auch Sie, sehr geehrter Herr Doktor, von Ihrer Dienststelle aus mein Ansuchen beim Städtischen Hochbauamt tatkräftig zu unterstützen sich veranlasst sehen könnten.

Was ich in meinem Spezialgebiete der Restaurierung alter, historischer unersetzlicher Musikinstrumente leistete, in Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Dr. Steglich/ Erlangen, mögen Sie bitte aus der beiliegenden kleinen Schrift:

'Mozart's Flügel klingt wieder' [1937]

freundlich entnehmen, die mein Haus gemeinsam mit der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg herausgab.

Leider hindert mich augenblicklich noch eine Erkrankung, Ihnen jetzt schon einen Besuch abstatten zu können, doch hoffe ich, in absehbarer Zeit das Vergnügen zu haben, Sie persönlich kennen lernen zu dürfen und mich mit Ihnen dann über so manches Problem unterhalten zu dürfen: Probleme, die uns beide gemeinschaftliche berühren, und – wie z.B. künftige Raumfragen – uns gemeinsam vielleicht die gleichen schwierigen Fragen zu lösen zu versuchen aufgeben!

Indessen empfehle ich mich Ihnen

mit vorzüglicher Hochachtung // als // Ihr sehr ergebener

Inhaber der Firma Wilhelm Rück."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1945,09,13
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Auslagerung
erwähnt im Zusammenhang
Gebäude
erwähnt im Zusammenhang
Autor(in)
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegshandlung
Kriegsfolgen
Involvierte Person
Nürnberg
1943,08,11
Typ des Ereignisses
Kriegshandlung
Kriegsfolgen
Involvierte Person
Nürnberg
1945,03,16
Typ des Ereignisses
Wiederaufbau
Involvierte Person
Nürnberg
1945,08,30
Typ des Ereignisses
Auslagerung
Involvierte Institution
Nürnberg
1942
Literaturreferenz
Steglich 1937