"Lieber Herr Dr. Luithlen!
Ich bestätige Ihren lieben Brief vom 8.d.Mts., der mir nach Rückkunft vom Bozener Urlaub vorgelegt wird.
Inzwischen gingen als Muster ohne Wert die gewünschten Tastenbeläge an Sie ab und ich möchte nur hoffen und wünschen, dass diese gut passen und Sie damit zurecht kommen. Früher war in Wien bei Lauberger & Gloss ein Klaviaturenmacher eingesetzt, der natürlich für die Arbeit des Auswechselns vielleicht doch der geeignete Mann wäre. Wenn Sie aber diesbezüglich einen Rat brauchen und Sie deswegen nicht an die Firma Bösendorfer herantreten wollen, bitte ich Sie, sich mit meinem Freund, Herrn Karl Duneitz, Wien 14, Linzerstr. 55, in Verbindung zu setzen, der Ihnen bestimmt gerne behilflich ist.
Die Beläge kosten:
22 Vorderplatten zu je 75 Pfg. // DM 16.50
22 Hinterplatten zu je 50 Pfg. // [DM] 11.--
Porto und Verpackung // [DM] -.50
zusammen // DM 28.--
Wenn Sie, wie ich vermute, wegen dieser Kleinigkeit nicht an die österreichische Devisenstelle herantreten wollen, ist es vielleicht am einfachsten, Sie senden den Betrag, umgerechnet in österr. Schillingen auf Basis DM 1.-- = 6.12 österr. Schillinge, zu Klaviersalon Heinrich Katholnigg, Salzburg, Sigmund Haffner Gasse 16. Herrn Katholnigg sende ich Durchschlag dieses Briefes und wenn Ihnen diese Zahlungsweise genehm ist, verlangen Sie bitte von ihm eine Rechnung über diese Beläge als Beleg für Ihre Rechnungsstelle. Wir stöberten mehrere hundert Beläge durch, um das Richtige für Sie halbwegs zu finden. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass ein Einsatz solcher Beläge meist eine ganz haarige Arbeit ist und belegen in vielen Fällen dann gleich die ganze Klaviatur neu mit Elfenbein. Da es sich aber um ein historisches Instrument handelt, ist der von Ihnen gewählte Weg natürlich museal gesehen, der richtige. Ich bin sehr froh, dass ich Ihnen damals diesen Erard-Flügel beschaffen konnte [Inv.-Nr. SAM 594]. Mir ist seitdem keiner mehr angeboten worden. Evtl. Nachrichten über diese Sache erbitte ich nicht nach Nürnberg, sondern an Herrn Meindel, i.Fa. Kunstgalerie Welz, Salzburg, Sigm. Haffner Gasse.
Herr Duneitz setzte sich auch mit Ihnen in Verbindung wegen der Fotokopie der Abhandlung von Dieu Donné und Schiedmayer [Schiedmayer/Dieudonné 1824]. Es wird das Einfachste sein, das Werk auf Leica-Film zu kopieren und uns den Flügel zu senden. Da es sich um einen rein wissenschaftlichen und keinen kommerziellen Zweck handelt, wäre ich Ihnen recht dankbar, wenn Sie mit Fräulein Dr. Krau[s] sprechen möchten, ob nicht in Anbetracht dessen die Gebühr der Gesellschaft der Musikfreunde für das Kopierrecht ermässigt werden könnte, denn die Kopie wandert ja dann in meine musikwissenschaftliche Bibliothek. Selbstverständlich wäre ich zu Gegendiensten gerne bereit. Diese Frage soll aber natürlich an sich das Fotokopieren nicht zeitlich behindern.
Herr Scholz informierte mich, dass Sie bevor Sie nach Eisenstadt fahren, sich von Herrn Schurich das Manuskript über meine Anton-Walter-Arbeit [Rück 1956] geben lassen. Ich finde es vom Museum in Eisenstadt nicht sehr klug, Ihnen als anerkannten Museumsmann evtl. zu verweigern, die Mechanik herausnehmen zu dürfen. Ganz abgesehen davon müsste die Mechanik einmal nachgesehen werden u[m] evtl. Mottenfrass beseitigen zu können.
Vielleicht gelingt es Ihnen durch gütliches Zureden die Leute von der Richtigkeit dieser Massnahmen zu überzeugen.
Das ganze Haus grüsst Sie herzlichst und insbesondere auch // Ihr".
Rechts der Adresse handschriftliche Umrechnung Ulrich Rücks der Kosten von 28,- DM in österreichische Schilling zum Kurs von 6,12; das Ergebnis von 171,36 S ist ebenfalls handschriftlich rechts des Gesamtbetrags im entsprechenden Abschnitt des Briefs notiert.