"Sehr verehrter, lieber Her Dr. RÜCK!
Nun bin ich nach einer sehr langwierigen Reise wieder in Wien eingelangt: wir waren mit unserem Güterwaggon vier Tage und fünf Nächte von Oslo bis Wien unterwegs. In Nürnberg war ich eines Nachts von 3 bis 7 Uhr, auf einem gigantischen Frachtbahnhof, und habe etwas wehmütig an den gemütlichen Abend mit Ihnen auf meiner Hinreise nach Skandinavien gedacht.
Für diesen Abend und für die freundliche Aufnahme, die Sie mir bereitet haben, möchte ich Ihnen nun nochmals auf das Herzlichste danken! Unsere aufschlußreichen Gespräche über all die klaviertechnischen Probleme, bei denen ich ja immer Neues höre und erfahre, unsere abendliche Rundfahrt durch die Stadt werden mir immer in schöner Erinnerung sein.
Es hat mich auch besonders gefreut und interessiert, eingehend von Ihrer großen Arbeit über die Walter-Flügel zu hören: so mühsam sie gewesen ist, so dankbar wird sie von allen, die mit diesem Zweig der Forschung zu tun haben, begrüßt werden. Es ergeben sich ja hier Blickpunkte, die man bisher in unserer Wissenschaft nie in dieser Weise berücksichtigt hat und so gewinnt Ihre Studie, die Nachweise vom Klavierbautechnischen bringt, über das augenblicklich in Rede stehende Problem Bedeutung. Meine Feststellung des Walter-Flügels in Eisenstadt bestätigt Ihre klaviertechnische Forschung, und so ist ja das einhelligste Ergebnis erzielt worden. In der Zeitungsnotiz konnte ja wohl von Ihrer Arbeit noch nicht die Rede sein, da sie ja noch nicht vorliegt? Aber sie erscheint ja doch, wie Sie mir erzählten, im Mozart-Jahrbuch [Rück 1956], und hat dann viel weitere Verbreitung als die einmalige Tagespresse! Ich freue mich also auf die nähere Bekanntschaft mit Ihrer Schrift, wenn Sie wirklich so gut sein wollen, mir ein Exemplar zur Einsicht zuzusenden.
Hier ist es nun ständig sehr heiß: so bin ich aufrichtig froh, in wenigen Tagen meine Ferien beginnen zu können. Mitte September bin ich wieder hier, und werde mich dann sehr freuen, von Ihnen eine Nachricht zu finden. Ich will dann auch sehr gerne im Musikverein nach der von Ihnen genannten Schrift fragen. Augenblicklich ist die Bibliothek wegen der Ferien geschlossen.
Nehmen Sie nun, lieber Herr Doktor, für heute viele herzlichen Grüße und Dank von // Ihrem sehr ergebenen // [handschriftlich] Victor Luithlen".