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Heute kann ich Ihnen mitteilen, daß wir die Eisenstädter Expedition hinter uns gebracht haben. Wir haben im Landesmuseum den dortigen Walterflügel auseinandergenommen, gründlich geputzt und genau untersucht. Er war entsetzlich schmutzig. Die Klaviaturlade war so verquollen, daß es erst nach stundenlanger Arbeit möglich war, sie zu öffnen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind überaus interessant. Das Wichtigste: Der Flügel hat die Kanzellen des Mozartflügels, mit den kleinen Spagatschnüren, und - zu meinem Erstaunen - außerdem Vorderstifte in der Ebene der Obertasten. Das konnte ich bei meinem ersten Besuch nicht sehen, weil die Klaviaturlade nicht herausging; allerdings hatte ich mit einem langen schmalen Instrument unter die sehr labilen Tasten gefühlt und keinen Widerstand gefunden. Nun ist die Tatsache des Vorhandenseins einer Kanzellenführung zugleich mit Vorderstiften ein interessantes Zwischenstadium: es steht der Eisenstädter Flügel in der Mitte zwischen dem Mozartflügel mit Kanzellen und dem Garser-Flügel mit Vorderstiften ohne Kanzellen. Der in die gleiche Gruppe gehörige Flügel im niederösterreichischen Landesmuseum in Wien [heute Rohrau, Haydn-Geburtshaus] hat, wie der Mozartflügel, nur Kanzellen. Der Eisenstädter Flügel liefert also den Beweis, daß ein und derselbe Meister mit und ohne Vorderstifte gebaut hat. Es sieht, wie ich hinzufügen möchte, nicht so aus, als ob die Vorderstifte später hineingegeben worden wären.
Im übrigen hat das Eisenstädter Instrument die charakteristische Gehäuseform des Mozartflügels, den Blindboden in genau der gleichen Anordnung, den Moderatorzugknopf vorne in der Mitte, Kniehebel für die Dämpfung mit Übertragung außen an der Unterseite des Flügels, nicht an den Gehäusebacken innen; auf dem ovalen Schild über der Klaviatur die Inschrift: ‚Anton Walter/in Wien‘. Die Auslöserformen sind verschieden von den Auslöserformen der beiden Walterflügel in unserer Sammlung. Die Hammerformen sind gemäßigter; immerhin ist die merkwürdige ausladende Form erkennbar.
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Wir haben alles photographiert, was mir nach genauem Studium Ihres Aufsatzes und Ihrer Bilder wichtig schien. Unsere Aufnahmen sind eben fertig geworden; so konnte ich sie gestern schon Herrn Ing. SCHURICH zeigen, der mich zu meiner sehr großen Freude zum ersten Mal in der Sammlung besucht hat! Nun will ich von den wichtigsten Aufnahmen Kopien machen lassen und werde diese dann nach Salzburg mitnehmen, wenn ich Ende des Monats dorthin fahre: ich soll nämlich am 29. Juli in Salzburg einen englische Vortrag über Mozart und seine Klaviere halten, der mit freundlicher Bewilligung der Internationalen Stiftung im Mozartmuseum stattfinden wird. Vielleicht bringt es ein liebenswürdiger Zufall mit sich, daß Sie zu dieser Zeit auch nach Salzburg kommen? Dann könnten wir alle möglichen Einzelheiten besprechen, die hier im Briefe vielleicht zu weit führen.
Nun möchte ich nämlich noch eine Bitte anfügen. Durch Zufall erfahre ich nämlich von dem Musikwissenschaftlichen Kongreß, der nächste Woche in Bamberg stattfindet, und der den Problemen der Instrumentenkunde eine eigene Abteilung widmet. Es ist wirklich schade, daß ich hierüber keine Nachricht bekommen habe, ich hätte mich doch bemüht um die Erlaubnis zur Reise dorthin und der damit zusammenhängenden Kosten. Jetzt ist es freilich zu spät; ich könnte es auch zeitlich nicht mehr einteilen. Sie, sehr verehrter Herr Doktor, werden ja sicherlich dabei sein und natürlich Prof. STEGLICH. Dürfte ich nun sehr herzlich bitten und fragen, ob Sie es in hilfreicher Weise so einteilen könnten, daß ich in den Besitz eines recht genauen Berichtes komme, was in der Sitzung über die Instrumentenkunde vorgegangen ist und besprochen wurde? Wahrscheinlich wird ein Kongreßbericht erscheinen, um den ich natürlich sehr bitten werde. Aber persönliche Eindrücke und Wahrnehmungen sind ja natürlich doch sehr wichtig.
Jetzt eile ich, diesen Brief abzusenden, damit er möglichst bald in Ihrer Hand ist.
Nehmen Sie, sehr verehrter Herr Doktor, viele herzliche Grüße und grüßen Sie auch Herrn HAID und Ihre Herren Restauratoren, die sich gewiß auch für die Probleme dieses Briefes interessieren werden!
Wie stets // Ihr ergebener // [handschriftlich] Luithlen".