"Sehr verehrter Herr Doktor!
Nach mancherlei Reisen zurückgekehrt, finde ich - leider etwas verspätet - Ihren freundlichen Brief vom 22. August. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Absicht, mir Ihre Studie über die Walterflügel zur Einsicht zu senden: ich werde sie gewiß mit großem Interesse näher kennen lernen. Über die großen Umrisse bin ich ja schon seit meinem Besuch bei Ihnen im Juli orientiert.
Nun möchte ich aber eilen, Ihnen zu erzählen, daß ich wahrscheinlich den Auftrag erhalten werde, um die Mitte des Monats Oktober die Leihgaben unseres Museums für die Ausstellung im Germanischen Museum von Nürnberg abzuholen und nach Wien zu bringen. Da hiebei auch umfangreiche Verpackungsarbeiten zu leiten sind, werde ich gewiß bei dieser Gelegenheit einige Tage in Nürnberg sein. Selbstverständlich werde ich Sie, sehr verehrter Herr Doktor, dann wieder aufsuchen, und hoffe, daß wir Gelegenheit haben werden, die verschiedenen uns beide interessierenden musikalischen Probleme ausführlich zu besprechen. Vielleicht wird sich - eventuell in einer Abendstunde? - auch ein Besuch in Erlangen ermöglichen lassen, der mir ja sehr am Herzen liegt.
Hoffentlich sind Sie um die Mitte des Monats Oktober zuhause und hoffentlich haben Sie sich in Gastein wiederum gut erholt. Das Wetter ist ja allerdings nun schon seit Wochen ganz außerordentlich häßlich.
Der Eisenstädter Flügel ist bisher noch nicht fotographiert worden. Ich will versuchen, sobald es möglich ist, mit unserer Photographin hinauszufahren und die Dokumentaraufnahmen zu machen, die ich ja selbst für die Sammlung brauche. Ob das allerdings vor meiner Nürnberger Reise noch möglich sein wird, scheint etwas unsicher.
Für heute sende ich Ihnen, sehr verehrter Herr Doktor, meine herzlichsten Grüße und würde mich sehr freuen, bald eine Zeile von Ihnen zu erhalten. Mit allen guten Wünschen // Ihr stets ergebener // [handschriftlich] Luithlen".