"Lieber und sehr verehrter Herr Doktor!
Besten Dank für Ihren Brief vom 4.d.Mts. Ich werde sehr dankbar sein, die Fotographie des jüngeren Walter noch zu bekommen, diejenige des älteren besitze ich bereits. Der Abzug ist reproduktionsfähig. Dankbar bin ich Ihnen noch, wenn Sie mir mitteilen, in welche Jahre Sie die beiden Flügel einstufen. Ferner würde mich interessieren, ob bei beiden oder bei welchem der Moderatorzug noch mit Knopf oder schon durch Kniehebel betätigt wird.
Meine Erwiderung auf die Haas'sche Theorie beinhaltet beinahe 20 Punkte, in denen ich die Autorschaft Anton Walters technisch fundiert nachweise. Die äussere Form meines ältesten Walters ist noch eckig an der Spitze, dagegen ist es Haas offenbar entgangen, dass auch der signierte Garser-Flügel die gleiche Umriss-Form hat wie der originale! Darüber findet sich Ausführliches in meiner Erwiderung. Es ist für mich als Klavierfachmann und für meine Restauratoren eine Selbstverständlichkeit, dass kein Klavierbauer durch viele Jahre hindurch das gleiche Modell baute. Jeder suchte zu verbessern, kam auch wieder auf ältere Konstruktionselemente zurück. Mein ältester Walter-Flügel hat Vorderstiftführung. Die Kanzellenführung ist anschlagstechnisch ohne Bedeutung und im übrigen kein Privileg Walters und keine Erfindung Walters, sondern er brachte sie wahrscheinlich von Stein-Augsburg mit. Nanette Streicher wendete noch nach 1800 die Kanzellenführung an. Ich weise eine Reihe Flügel meiner Sammlung nach, die auch Kanzellenführung oder eine ähnliche Führung besitzen.
Den Walter-Flügel Neupert's kenne ich leider nicht. Sehr würden mich nähere Angaben von dem neu aufgefundenen Walter-Flügel in Eisenstadt interessieren.
Das kleine Tafelklavier in Harfenform ist zweifelsfrei von Johann Mattheus Schmahl - Ulm. Es existieren von diesem Typ etwa 10 Exemplare, die ich fast alle kenne und die sich konstruktiv sehr ähnlich sind. Die Autorschaft ist zweifelsfrei.
Sehr bedauere ich es, Herr Schurich und Herr Bösmüller, genauso wie Sie, dass das Museum immer noch nicht die Instrumente für den neuen Raum in Mozart's Geburtshaus herausgegeben hat. Wenn nicht die eminenten Grenzschwierigkeiten wären, würde ich kurzerhand aus meinen Beständen das Instrumentarium als Leihgabe geben. Es liegt doch wirklich kein vernünftiger Grund vor, mit der Herausgabe der Instrumente solange zu zögern, doch untersteht das ja nicht unserer Kompetenz.
Ich bin gegenwärtig mit der endgültigen Fassung der Erwiderung für die bevorstehende Drucklegung beschäftigt. Die Sache hat mir viel Arbeit gemacht, aber auch viel Vergnügen. Es ergaben sich allerhand Aspekte. Soviel für heute.
Inzwischen mit vielen Grüssen, lieber Herr Doktor, wie immer // Ihr ergebener".