NL Rück, I, C-970f

"Lieber Herr Dr. Luithlen!

Zur Zeit mit der endgiltigen Fassung meiner Erwiderung auf die Haas'sche Broschüre beschäftigt, möchte ich doch, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, einige Hammerflügel der von Ihnen betreuten Sammlung in meine Studien einbeziehen. Es würde sich um solche aus dem etwa letzten Viertel des 18. Jahrhunderts handeln. Ich denke dabei ausser beiden Walter an Rosenberger, Schan[t]z, Könnicke, Hofmann, Jeakesch etc., auch Nanette Streicher.

An diesen Flügeln würden mich folgende Fragen interessieren:

1. welche haben davon Vorderstiftführung, und wenn ja, in welche Epoche stufen Sie sie ein,

2. welche haben hintere Tastenführung, welcher Art (Kanzellen etwa wie J.A. Stein, senkrechte Stifte zwischen den Tastenenden, durch die Hinterdruckleiste gehend, oder senkrechte Plättchen in Schlitzen, also clavichordmässig) und welche Epoche vermutlich,

3. hat die Hinterdruckleiste auf ihr liegend eine eigene Regulierleiste zum Einregulieren der Auslöser: // läuft solche wie bei späteren Flügeln in Schlitzen[,] worin sie mit Schräubchen fixiert werden kann // oder wie bei Mozarts Flügel, Garser Flügel, Kurlandflügel, Walter & Sohn, ferner bei meinem F. Hofmann in Schwalbenschwanzförmig ausgeschnittenen Klötzchen, in denen diese Regulierleiste nach hinten gegen die Auslöser zu geschoben werden kann, und damit diese steiler gestellt werden können? // Mein Grafflügel Nr. 1171 [MIR1119?] hat diese letztere Einrichtung. Sie ist so zu verstehen, dass diese Auslöserregulierungsleiste zugleich den Anprall des zurückschnellenden Auslösers abfängt.

4. Welche Ihrer HFl [Hammerflügel] haben bereits eigene Fängerleisten: a. als ganze Leiste mit Leder zum Abfangen der Hämmer bezogen, // b. als Leiste, die nur als Träger für Einzelfänger dient, // c. nur Einzelfänger auf den Tastenhebeln stehend. // Im Schönfeld'schen Jahrbuch 1796 steht, dass Schan[t]z J.A. Stein getreuest copiert, somit müsste er damals noch vorderstiftlos gebaut haben.

5. Welche HFl bedienen den Moderatorzug mit einem Zugknopf: wenn ja, ist er über der Tastenmitte, oder ist er seitlich gegen Tastaturende zu angebracht?

zu 4a: nur falls ganze Leisten vorhanden wären, bäte ich um eine Querschnittskizze von deren beiden äussersten Enden [handschriftliche Ergänzung als Fußnote: "ob sie wie bei Walter 1 oder 2 Federn nach oben drücken."]

6. von Ihren 2 Walterflügeln erbitte ich die Länge und die vordere Breite und die hintere schmale Breite am Schwanz.

7. hat irgend einer Ihrer HFl geteilten Resonanzboden, wie Mozarts Flügel und Garser Flügel: links spitzwinkelig dreieckigen nicht klingen so. Blindboden? Oder einer Ihrer Giraffenflügel? Gegf. welcher.

Sehr fein wäre es, wenn Sie recht bald über den neu aufgefundenen Walter/Eisenstadt berichten könnten: Epoche, Signatur, Oktavumfang, Pultform (Empire wie einer von Ihren) etc. etc

Uebrigens führt Hoesch in Kabel/Westfalen auch einen Walterflügel in seinem Besitze an, näheres weiss ich nicht.

Leider verbietet es mir immer noch Zeitmangel, selbst nach Wien zu kommen, sonst hätte ich Ihnen - natürlich immer nur mit Ihrer Erlaubnis - alle diese Feststellungen gerne abgenommen. Aber da sie mir doch zur Abrundung des ganzen Fragenkomplexes wichtig erscheinen nehme ich mir die Freiheit, Sie darum zu bitten. Falls wir darin einig gehen, wäre mir recht baldige Antwort erwünscht, da das Mozarteum mich schon zur Ablieferung meiner Studie drängt. Und Steglich ist natürlich an Ihren Feststellungen ebenso interessiert wie ich, und er lässt sie best[ens] grüssen.

Daß ich zu jeglichen musealen Gegendiensten wie immer gerne bereit bin ist mir allein schon Ehrensache!

Ich schreibe diese Zeilen im Krankenhaus, aus dem ich aber schon übermorgen wieder entlassen werde und dann wieder daheim bin (kleine Ekzemgeschichte, harmlos).

Vielen Dank im voraus und liebe, herzliche Grüsse // von Ihrem dankbar ergebenen".

Absender/Urheber Person
Datum
1952,01,27
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
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Literaturreferenz
Haas 1951
Schönfeld 1796