Georg Kinsky liefert eine Einschätzung zu dem Ulrich Rück angebotenen zweimanualigen Cembalo von Carl August Gräbner, Dresden 1782 (MIR1079). Demnach sind zweimanualige deutsche Cembali sehr selten; häufiger werden hingegen englische "double harpsichords" angeboten. Nach Kinskys Informationen waren sieben deutsche Cembali mit zwei Manualen bekannt:
1. Johann Heinrich Gräbner sen., Dresden 1722: Prag, Konservatorium (heute Tschechisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. E. 2092)
2. Heinrich Albert Haas, Hamburg 1723: Kopenhagen, Inv. Nr. 471
3. Heinrich Albert Haas, Hamburg 1734: Brüssel, Kat. Nr. 630
4. Unbekannt ("Bach-Flügel"): Berlin, Kat. Nr. 316
5. Silbermann (?): Eisenach, Bachhaus, Kat. Nr. 69
6. Johann Heinrich Gräbner jun, Dresden 1774: Leipzig, Inv. Nr. 91
7. Johann Andreas Silbermann (zugeschr.): Berlin, Kat. Nr. 5
Der angebotene Gräbner-Flügel entspricht Leipzig Inv. Nr. 91, "nur dass bei diesem anstatt des zweiten 8'-Chors ein sonor klingender 16'-Chor vorhanden ist." Beschreibung im Heyer-Katalog Band 1 (Kinsky 1910), S. 108 und 111 sowie der Signatur in Band 2 (Kinsky 1912), S. 657. Im kleinen Katalog (Kinsky 1913), S. 21: "Das einfach ausgestattete, aber meisterhaft gearbeitete Instrument ist tonlich einer der besten überhaupt noch erhaltenen Kielflügel."
Carl August Gräbner entstammte Johann Heinrich Gräbners zweiter Ehe und übernahm wie seine Brüder die Modelle und Tradition des berühmten Vaters, weshalb Kinsky vermutet, dass auch das angebotene Cembalo "ein erstrangiges Instrument sein [wird]. Einen Ankauf könnte ich Ihnen daher nur anraten; es kann lange Jahre dauern, ehe sich wieder eine solche Gelegenheit bietet." Unter "normalen" Verhältnissen wäre das Instrument mit 3.000 RM zu bewerten gewesen, "bei der heutigen Geldlage aber natürlich entsprechend niedriger. Immerhin glaube ich, dass Sie 15-1800 Mark dafür anlegen könnten." Vermutlich zahlte der jetzige Besitzer 1926 deutlich mehr, was für die Verhandlungen relevant sein könnte.
Bezieht sich auf Rücks Brief vom Vortag, worin sich dieser nach der Konzertfähigkeit des Cembalos erkundigt. Kinsky kann mit diesem Begriff wenig anfangen, da ein altes Cembalo für Solomusik aufgrund der fehlenden Klangveränderungen kaum in Frage kommen dürfte; das Publikum ist vom monotonen Klang schnell gelangweilt. "'Konzertfähig' in diesem Sinn sind demnach nur die ungleich vielseitigeren Neubauten von Neupert, Maendler-Schramm usw." Für Kammermusik hingegen sind solche Instrumente sehr gut geeignet, zumal, wenn sie einen erfahrenen Spieler haben. Kinsky hat die Instrumente bzw. deren Nachbauten aus der Heyerschen Sammlung mehrfach bei Konzerten "mit gutem Erfolge" benutzt. Rät Rück, zunächst die Höhe des Verkaufspreises zu erfahren.
Abschließend drückt Kinsky seine Freude über den Ankauf des Tafelklaviers von Astor & Horwood aus. Berichtet den bedauerlichen Schreibfehler im Heyer-Katalog Band 1, S. 152, wo "Norwood" geschrieben steht.
Berechnete als Liquidation 12 RM; darunter mit TInte "bez. dch. P. Sch. am 29.7.32"