Georg Kinsky schickt Ulrich Rück angefragte Gutachten zum Marktwert verschiedener Instrumente, obwohl er gerade sehr mit der Erstellung eines Autographenkataloges beschäftigt ist (siehe Lengfeld 1932a).
Cembalo, Gräbner (MIR1079): Schließt sich Otto Marx' Meinung an. Schlägt einen Höchstpreis von 1800 Mark vor, da die Reparaturen voraussichtlich mindesstens 400 kosten werden. "Wenn Glaser wirklich 5000 M an de Wits Erben bezahlt hat, so war das auch damals schon um gut 200 M zu teuer – selbst wenn die Firma den Flügel als Modell für Ihre Neubauten benötigte."
"Nonnengeige: ein gutes Museumsstück!" (Gemeint ist eine Tromba Marina, wahrscheinlich MIR742) Lüttgendorf (1922) weise "von dem Füssener Meister Ott nur 2 'Basetls' nach. 360 Mark = 600 Schilling" seien zwar angemessen, "bei den heutigen Verhältnissen dürfen aber c. 250 Mark genügen".
Theorben in gutem, originalen Zustand seinen nur noch schwer zu finden, würde aber nicht mehr als 350 Mark ausgeben.
Bei der kleinen, 14 cm langen Blockflöte aus Elfenbein scheint es sich um ein Spielzeuginstrument, 18. Jahrhundert, zu handeln. "(Die kleinste Art bei Praetorius, das 'Exilent'-Flötlein mit den Ausgangston g2 ist etwas über 22 cm lang.)" Empfiehlt es Rück als Kuriosum, falls er es für ca. 20 Mark erwerben kann.
Doppel-Blockflöte: ordnet das Instrument eher nach Bayern oder Tirol als in den Balkan ein. Eine "Familie Walch in Berchtesgaden baute im 18. Jahrhdt. diese Instrumente als Spezialität." Führt die größeren, unteren Löcher auf "akustische Gründe (Reinstimmung)" zurück. Schätzt den Marktwert auf ca. 50 Mark.
"Karfreitagsratsche" (Karfreitagsgeläut): Verweist auf das gesonderte Gutachten.
"Wiener Harmonium: hübsches frühes Stück aus der Empirezeit, eine sog. Aeoline oder Physharmonika." Warnt, dass entsprechende Harmoniums oft "in Unstand" und schwer zu reparieren seien. Den Marktwert schätzt Kinsky auf 150-200 Mark.
Geht weiter auf Instrumente "auf Schloss Itter, das früher übrigens Eigentum der bekannten Klaviervirtuosin Sofie Menter (gestorben 1918) war" ein:
"Zither: eine sog. Kratzzither, bayrische oder Tiroler Arbeit aus dem Anfang des 19. Jahrhdts., fast genau Heyer Nr. 421 (Abbildung: Kat. Bd. II, S. 47) entsprechend. Wert: c. 50 Mark." (Leipzig, Inv.-Nr. 421). (Evtl. MIR659)
Trommel: rät ab, ca. 20 Mark.
Alphorn: selten, 60 Schilling billig.
Kesselpauken [wahrscheinlich MIR628 und MIR629] schätzt Kinsky auf noch 18. Jahrhundert, "Wert: bis zu 150 Mark."
Parforcehorn: nicht selten, schätzungsweise 18. Jahrhundert, 40-50 Mark.
Exotisches Instrument: "persisch-arabisches Streichinstrument Kemânge, und zwar ein 'Kemânǧe taqtî', d. h. Dreisaiter im Gegensatz zu dem häufigeren 'Kemânǧe a' guz' mit 1 oder 2 Saiten. Näheres in Sachs' Reallexikon, S. 207. Empfehlenswert, da eine wichtige Urform der abendländischen Streichinstrumente!" Da reparaturbedürftig gibt Kinsky 50 Mark als Marktwert an. (Evtl. MIR1338)
"(Colli, Innsbruck) Alphorn in Trompetenform: seltener vorkommend als die gewöhnlichen Alphörner in grader [sic] Form. Wert: 60-75 Mark." (Wahrscheinlich MIR102.)
Verlangt für diese Auskünfte eine Liquidation von 18 Mark.
Handschriftliche Unterstreichung der "18 Mark" und Notiz (Ulrich Rück): "Bez. 29.8.32 Scheck 54574 // B. Hyp Wechs BR Nbg." (Gemeint ist wohl "Bayrische Hypoth-Wechselbank Nürnberg", siehe Brief vom 29. August 1932.)