NL Rück, I, C-0569b

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für die Saiten und für Ihren letzten Brief. Ich bitte Sie mir nur pro forma mitzuteilen, was Sie von dem Kalbleder behalten haben, damit ich die Rechnung durch die Firma Dörner erholen kann.

Nun bin ich mir nicht klar, ob Sie von dem ganz weichen und dicken Wiener Hammerleder etwas für die Dämpfer brauchen, oder ob das gesandte Wiener Schnabelleder für Ihre Bedürfnisse genügt. Sie schreiben von Nachbestellungen auf die Wiener Proben sollen wir vorläufig absehen. Wenn ich nichts mehr höre, nehme ich an, dass Sie eingedeckt sind.

Ich möchte nun in der ganzen Lederfrage einen grundlegenden Vorschlag machen. In Eisenberg in Thüringen, nur 40km von Leipzig entfernt, ist eine Gerberei, die speziell seit Jahrzehnten nur Hammerleder für die Klavier-Industrie herstellt, von der

Fa. Eduard Geyer, Piano-forte-Lederfabrik, Eisenberg S.A.

Diese Gerberei ist langjähriger Lieferant von Emil Gaiser in Wien und liefert also nach Wien Hammerleder, Schnabelleder und alle benötigten Klavierleder. Wir haben also nicht notwendig, diese Sachen aus Österreich zu beziehen, sondern sie liegen so zu sagen vor den Toren der Stadt Leipzig. Falls Sie nun weitere Leder brauchen, möchte ich Sie bitten, mit Ihrem Herrn Bruder [Otto Marx] in Verbindung zu treten, ob er nicht einen Samstag-Nachmittag opfern könnte und würde nach Eisenberg fahren, um sich dort bei der Fa. Geyer persönlich das auszusuchen was notwendig wäre. So etwas kann man bekanntlich brieflich nicht erledigen, dagegen wäre es bei einer mündlichen Rücksprache durchaus möglich das Geeignete herzubringen. Wenn Eisenberg nicht so weit von Nürnberg entfernt wäre, würde ich persönlich hinfahren, so kann es aber noch 1 - 2 Monate dauern, bis ich wieder nach Leipzig und Dresden komme und in der Zwischenzeit könnte das Fell schon fertig sein. Dies alles nur für den Fall, dass Sie noch Bedarf haben.

Selbstverständlich würde ich Ihren Herrn Bruder bitten die Kosten zu liquidieren. Ich denke, dass er vielleicht auch dabei für seine dienstlichen Zwecke manches Geeignete finden könnte. Ev. würde ich seinen Besuch avisierten, damit er am Samstag Nachmittag jemand in der Fabrik antrifft. Die Verbindung wäre sehr günstig. Ich notiere sie am Ende des Briefes.

Was Sie für den Stein-Flügel [Halle, Inv.-Nr. MS-40] sonst noch benötigen, sollen Sie selbstverständlich bestellen. Dies bezieht sich auch auf das Herrichten der Pedale und Fuss-Stulpen und auf sonstige Erfordernisse gemäss Ihrem letzten Brief. Ich gebe Ihnen hierzu völlig freie Hand.

Ohne mehr für heute grüsse ich die beiden Herren bestens und verbleibe // Ihr sehr ergebener // [Stempel] Dr. Ulr. Rück.

 

*Vielleicht würde die Firma Goyer ein Fell eigens gerben, um die ganz weiche Leder-Qualität herzustellen, welche für die Dämpfung des Stein-Flügels ev. notwendig wäre."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1934,01,12
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Restaurierung Hammerleder
Involvierte Person
Leipzig
1934,01