NL Rück, I, C-0569b

"Sehr geehrte Herren!

Vom Inhalt Ihres Geehrten vom 7. nahm ich dankend Kenntnis. – Um einen Wirbel, der mit dem Stimmschlüssel nicht kommen will, herauszubekommen, werde auch ich unter Umständen zur Plattzange greifen. Es gilt zunächst vorsichtig festzustellen, on der Wirbel sich überhaupt drehen läßt. Wenn dies nicht der Fall ist, so mache ich den Wirbel warm, durch Aufsetzen eines mäßig heißen Stückes Rundeisen (etwa 10–12 mm stark) Ein warmgemachten Wirbel gibt den Widerstand auf, wenn er sonst noch ziemlich heil ist. Ganz besonderes Pech allerdings, wenn der Wirbel schon zu weit schadhaft wurde und sich doch wegdreht bezw. abbricht. Dann habe ich den Wirbelstumpf mit einem schwächeren Metallbohrer genau in der Achse desselben durchbohrt, erfordert allerdings Umsicht und Geschicklichkeit, aber wenn man mit Ruhe zu Werke geht, ist es schon zu machen. Event. muß das Loch dann vor Einbringung eines neuen Wirbels ausgedübelt werden. In den Klavierfabriken wird ein abgebrochener Wirbel vom Schlosser angebohrt, dann ein Vierkantdorn eingeschlagen und das Ganze mit dem Stimmschlüssel herausgedreht. Freilich aber ist das früher verwendete Material mit unseren heutigen Stahlwirbeln nicht zu vergleichen.

Hoffend, Ihnen mit meinen Ausführungen gedient zu haben // mit hochachtungsvollem Gruß // ergebenst // Bruno Marx."

Absender/Urheber Person
Absender/Urheber Institution
Empfänger Person
Datum
1933,04,09
Schreibort
Dresden
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Restaurierung Wirbel
Involvierte Person
Dresden