NL Rück, I, C-0569b

"Sehr geehrter Herr Marx!

Wir haben dem Dulken - Flügel [MIR1115] einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Das Instrument hat sich offenbar unter dem Einfluss der Zentralheizung verändert. Zum Teil passen im Diskant die Hämmer nicht mehr richtig auf die 3 Chor. Wenn man, soweit der Flügel drei-chörig ist, eine Taste kräftig anschlägt, springt die Saite aus den Schränkstiften des auf dem Stimmstock aufgelegten Stegen. Eine Untersuchung der Druckverhältnisse ergab, dass, soweit der Flügel drei-chörig ist, auf dem Boden überhaupt kein Druck mehr vorhanden ist, dass vielmehr der Boden durch die Saite künstlich hochgezogen wird. Unter diesen Umständen bleibt nichts anderes übrig, als den Flügel nochmals nach Dresden zu schicken und einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, wie man der Sache beikommt. Ich plädiere, dass Sie dafür den Boden kerausnehmen, untersuchen und frisch berippen und auf jeden Fall einen neuen Druck machen. Ich glaube, dass dann der Diskant wesentlich besser wird. Danach kann man auch feststellen, ob man das hellgelbe Hammerleder drauf lässt, oder vielleicht ein etwas kernigeres Hammerleder verwendet. Diese ganze Arbeit ist zwar bedauerlich, aber wir werden nicht darüber hinwegkommen, denn wir möchten das Instrument konzertfähig spielbar bekommen. Alle überflüssigen Teile wie Pedal-Anlage, Füsse und Dekel, lassen wir hier.

Wir wollen bis zur Absendung des Flügels noch den Ablauf der Heiz-Periode und den Beginn trockenen Wetters abwarten, senden aber noch in dieser Woche den Pedal-Hammerflügel [MIR1127] ab, damit dieser im Laufe der kommenden Woche eintrifft. Es wird sich unter diesen Umständen empfehlen, dass Herr Otto Marx erst 8 Tage später nach Dresden fährt, um die beiden Mozartflügel miteinander untersuchen zu können. Wir nehmen an, dass bis dahin auch der Flügel von Chemnitz [MIR1106] eingetroffen ist, wegen des Absendung ich heute nochmals schrieb.

An dem Pedal-Hammerflügel fehlt, wie besprochen, das Pedal. Ich möchte aber fast vorschlagen, wenn es technisch durchführbar ist, wohl die beiden Bezüge gemeinsam darauf zu machen, aber dann erst die oberen 5 1/2 Oktaven für Handspiel fertig zu machen, um zu sehen, wie der Flügel wird. Auch hier bitte ich sehr zu erwägen, ob es nicht besser ist, nachdem der Flügel lange Jahre sehr schlecht stand, den Boden herauszunehmen und frisch zu berippen. Die Pedal-Anlage können wir dann endgültig machen, wenn sich herausstellt, dass das Instrument in der Manual-Klaviatur gut wird. Wenn notwendig kann ich auch zu einer Besprechung nach Dresden kommen, da ich vermutlich Ende April nochmals nach Prag fahre und dann nur 3 Schnellzugsstunden von Dresden entfernt bin.

Mit freundlichen Grüssen von Haus zu Haus // Ihr ergebener".

 

(Es handelt sich um den letzten Brief an Bruno Marx, der kurze Zeit später verstarb.)

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1934,03,15
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Pedalhammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Rekonstruktion
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
erwähnte Personen