NL Rück, I, C-0873c

"Liebe Herren Rück!

Der Semesteranfang ohne Assistenten, die seit Mitte Oktober laufenden Nürnberger Seminarkurse, dazu die notwendige Arbeit fürs musikwissenschaftliche Archiv u. dies u. jenes, was so beiläufig dazwischenkommt, bringen es mit sich, daß manches eigentlich auch Notwendige liegen bleibt - so der Artikel für den Fränk. Kurier. Nun, die Prager Gesellschaft habe ich wenigstens wunschgemäß verarzten können am letzten Sonntag. Und ich glaube , die Leute haben wirklich etwas davon gehabt. Spaßeshalber hab ich mir dann Montag vormittag die Rochowsche Führung bei N. mit angehört. Naja, das ist eigentlich keine ernsthafte Konkurrenz.

Zu dem Salzburger Auftrag allerbeste Gratulation! Das ist eine feine Sache. Und ich beteilige mich gern in der geplanten Weise auch was die kleine Monographie betrifft. Dem Herrn Sche.[nk] will ich gern auch Ihren Walter [MIRMIR1098] vorführen. Nur wäre es gut, wenn er sich rechtzeitig anmeldet, so daß ich es deichseln kann, von Erlangen herüberzukommen. Ich halte es doch für wichtig, daß einer der maßgebenden Salzburger Herren diesen Flügel einmal mit eigenen Ohren hört u. sich überdies davon überzeugt, daß nicht jeder Virtuose einen solchen Mozartflügel sachgemäß spielen kann, daß vielmehr eine ganz andere als die übliche Einstellung und Spielart dazu gehört, die zu erwerben immerhin auch Zeit kostet.

Für das Einführungskonzert des oder der 2 Flügel in Salzburg schlage ich als Programm vor:

1) Einführung (kurze Darstellg. der Geschichte u des Wesens jenes Mozartflügels

2) Klaviersonate (vielleicht die in A Dur mit den Variationen [Mozart KV 331])

3) einige Lieder

4) Konzert Es Dur [KV 365] für 2 Klaviere (das dazumal Dressel u. ich im Katharinenbau gespielt haben).

Das ist ein einfaches, Laien wie Kenner befriedigendes Programm[.] Eine kurze Einführung scheint mir hier unbedingt nötig. Daß eine der bekanntesten Klaviersonaten gespielt wird ist meines Erachtens das einzig Richtige. Denn gerade bei einer Musik, deren Klang die Leute schon völlig im Ohr zu haben glauben, wird ihnen umso mehr auffallen, was für ungeahnte Klangreize der echte Mozartflügel hat. Wenn 2 Flügel da sind, ergibt sich als Schlußnummer das 2 Flügel-Konzert von selber, u. es hat außerdem den Vorteil, daß R. mit seinem Orchester mittun kann. Zwischendrin sind ein paar Lieder immer eine nettere Abwechslung als etwa eine Violinsonate, zumal wenn eine reizende Dame zur Verfügung steht.

Den Schünemannschen Indianer-Korrekturbogen sollen Sie haben.

Das Creatonal macht sich gut. Freilich ist es nicht ganz ohne Mucken u. ein Vergleich mit Stassfurt ist noch nicht Zustande gekommen. Ich denke, Sie werden selbst noch Gelegenheit haben, es in Erlangen zu hören???

Vor dem Brathaxen-Abend wollte ich um die Novembermitte einen Abend mit alter deutscher Hausmusik zu wege bringen. Andererseits wäre es viel netter, wenn Sie mit dabei wären, schon wegen des Automatenspinetts [möglicherweise das Oktavvirginal MIR1223], das ich bei dieser Gelegenheit gern vorgeführt hätte. Sonst käme der Hubert-[?]flügel [MIR1176], eventuell auch die Orphika [MIR1178] zur Mitwirkung in Frage. Und eben fällt mir ein, daß es auch sehr reizvoll sein könnte, wenn eine der jungen Damen des Collegium musicum ein Stückchen auf dem Nähtischklavier [MIR1174] spielen könnte. Aber dazu müsste die ganze Sache besonders nett mit Beleuchtung usw. aufgezogen werden, sonst ist die nette Stimmung schwer zu erzielen. Allerdings kann ich die ganze Sache auch nicht sehr lange hinausschieben, weil dann gerade die tüchtigsten der jungen Damen gar zu sehr in Examensvorbereitungen hineinkommen. Daher eine sehr indiskrete Frage: ist schon ungefähr abzusehen, wenn wir wieder mit Ihrer Anwesenheit rechnen können? Sie brauchen es mir nur ganz leise zu sagen, ich sags nicht weiter!

Zu dem Dom. Pisaurensis [MIR1068] meinen ganz besonderen Glückwunsch! M.[arx] hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Das Instrument klingt wundervoll u. hat auch das Entzücken der sudetendeutschen Herrschaften erregt.

Der Kurieraufsatz mit den Liedern kommt doch wohl besser erst, wenn Sie wieder da sind, damit der zu erwartende Besucheranstrom auch [w]ürdig genug empfangen werden kann!

Verzeihen Sie die Schmierei! Hier im Bahnhofslokal geht’s halt nicht besser.

Herzlich grüßend // Ihr // RudolfSteglich.

Anlage: 1) das Salzburger Protokoll // (Für die geplante Monographie werde ich es wieder brauchen)

2) ein Antiquariatskatalog!“

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1936,11,04
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Konzert
Klang
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Konzert
Creatonal
Automatenoktavvirginal
Tasteninstrumente
Querhammerflügel
Tasteninstrumente
Orphika
Tasteninstrumente
Nähtischklavier
Tasteninstrumente
Gebundenes Klavichord (Kopie)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Kopie
Klang