NL Rück, I, C-0873c

"Lieber Herr Professor!

Ich möchte nun doch bis Anfang kommender Woche das Programm haben und bitte Sie deshalb um freundliche Zusendung des historischen Teils. Gleichzeitig schreibe ich an Donderer nach München, ob wir auf ihn rechnen können. Es wird natürlich auch gerade in der Faschingszeit schwer sein, den Mann nach Nürnberg zu bekommen, deshalb schlage ich vor, dass wir vielleicht den Zinken vorerst im Programm durch ein anderes Instrument ersetzen, dessen Spieler und bestimmt ist.

Bei Durchsicht der mir von Ihnen übergebenen Noten für Gebhard fällt mir auf, dass

1. In der Ouvertüre von Pfeifer ist eine Cembalostimme enthalten. Diese spielen doch Sie? Oder wünschen Sie eine Konservatoristin dazu?

2. In der Partie von Pachelbel finde ich eine Continuostimme mit Violine 1 und 2. Sie gaben mir seinerzeit aber an, zwei Violinen, Gambe, Cembalo oder Orgel. Wer soll die Gambe spielen und wer Cembalo bezw. Hausorgel? Am Konservatorium ist unter den Schülern kein Gambist, lediglich Kühne als Lehrer.

3. In der Partitur von Jakob Schnell finde ich unter Ihren Noten eine Stimme Flöte, eine Stimme Violine, 1 Stimme Cello, währen Sie mir als Besetzung eingaben: Flöte, Violine und Basso continuo, vermutlich Cembalo. Ich habe indessen vorgezogen, die Noten vorerst noch nicht an Gebhard zu geben, bevor Sie nicht bestimmt haben, wer diese Partien übernehmen soll, denn wenn Gebhard erst die Noten hat, sollte diese Frage vorher geklärt sein.

4. Ich lege Ihnen geänderten Programmentwurf bei, mit der Bitte ihn entsprechend zu berichtigen und mir dann mitzuteilen, was ich Gebhard sagen soll. Gebhard will nämlich Ende der Woche zu mir kommen. Ob es nicht auch gut wäre, die Zahl der zu besetzenden Stimmen gleich zu Anfang zu fixieren, damit nicht ein zu dicker Satz herauskommt. Als Saal ist der grosse Saal im Lehrerheim gedacht.

Herrn Boller schrieb ich, dass Sie vor März nicht kommen können und dass Sie bei der Devisenstelle reklamierten. Ich bitte Sie nun, falls Sie überhaupt beabsichtigen im März nach Zürich zu fahren, doch einmal bei dieser amtlichen Stelle die Genehmigung in Erinnerung zu bringen. Andernfalls behandeln wir die Sache dilatorisch und teilen Herrn Boller mit, dass Sie erst im Sommer kommen. Ich möchte und sicher auch Sie offengestanden nicht nochmals Versprechungen machen, wenn nicht sicher feststeht, dass die Reise stattfindet.

Leider war gestern sehr wenig Zeit und ich hoffe so in Bälde auf Ihren Besuch, vielleicht am nächsten Mittwoch.

Inzwischen mit herzlichen Grüssen // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1936,01,09
Schreibort
Nürnberg