NL Rück, I, C-0873c

"Lieber Herr Doktor,

angesichts des nunmehrigen Programms zu der NSLB-Musik muß ich denn doch ein bißchen lachen: da machen wir erst ein schönes alt-fränkisches Programm zurecht. Dabei kommt mir die Idee, daß wir der Sache einen vergnügten und zeitgenössischen Abschluß geben könnten, wenn wir Gebhard zu einer demgemäßen volksverbundenen Komposition ermuntern. Dann schlage ich vor, daß eröffnende altfränkische Orchesterstück vom Konservatoriumsorchester spielen zu lassen, weil das nun einmal für die Gebhardsche Musik da ist und die Vortragsfolge dadurch schon eingerahmt wird. Und nun wird auf einmal die Gesamtdarbietung vom Orchester des Konservatoriums bestritten und in den modernen Teil ist noch die Verwandtschaft und Bekanntschaft hineingekommen. Na, meinetwegen!

Aber das NSLB-Konzert ist doch schließlich noch etwas anderes als ein Konservatoriumsabend. Da kommt es denn doch noch mehr vor allem in den Kammermusikwerken auf möglichst reife Leistungen an. Herr Haid meinte schon, daß die Gesangspartien in Gebhards "Fränkischer Kirchweih" von richtigen Sängern gesungen werden müßten, die sich auf die Kunst verstehen, das Publikum mit Humor zu packen, und nicht von gutmeinenden aber noch unbeholfenen Kondervatoristen. Und bei den alten Kammermusikwerken dürfte es ungefähr dasselbe sein. Da sollten doch die Lehrer des Konservatoriums spielen und nicht Schüler! Vielleicht gelingt es Ihnen, die Herren Horvath, Kühne usw davon zu überzeugen. Für das Cembalo bez. die Kleine Orgel dürfte Rast der rechte Mann sein.

Ich habe nun versucht, etwas für die NSLB-Zeitung [Reichszeitung der deutschen Erzieher] zusammenzustoppeln. Allerdings weiß ich nicht, ob die Pachelbelsche Par[t]ie noch gewünscht wird. Und die Chöre der Widmann, Rivander usw hab ich jetzt nicht hier, weiß auch nicht, ob Gebhard alle vier singen lassen will, die neulich gesungen wurden. Schließlich wäre wohl eine solche Einführung auch erst als Beigabe zum Konzertprogramm selbst notwendig. Wenn sie bereits Anfang März erscheint, ist sie am 28. längst veressen!

Und dann weit ich jetzt nicht mehr genau, um welche Instrumente alle es sich bei dieser Sache handelt.

Genügt für jetzt nicht die Bemerkung, daß eine stattliche Reihe kostbarer historischer Instrumente aus Ihrer Sammlung zu der Aufführung herangezogen werden? Die genauen Angaben müssen dann doch aufs Programm kommen. Auch wird die Verwendung dieser Instrumente z. T. wohl davon abhängen, wer spielt Sie würden doch etwa Horvath oder Kühne oder Rast eher ein kostbares Instrument zur Verfügung stellen als einem xbeliebigen Konservatoristen.

Am Samstag konnte ich leider nicht nach Nürnberg kommen. Es ist in den letzten Semestertagen mit der Arbeit für den Musikabend und vorher der Kempffgeschichte, so vieles liegen geblieben, was endlich einmal erledigt sein wollte - ich bin jetzt noch nicht damit fertig. Morgen ist nun Rosenmontag, übermorgen Fastnacht - ein paar unruhige Tage. Ich müßte frei lich auch aus andern Gründen dieser Tage mal hinüberkommen, nun, vielleicht klappt es doch, sonst dann am Mittwoch. Das Buchvon Eisel [wahrscheinlich Eisel 1738] ist in München bestellt. Acht Tage wird es mindestens dauern, bis es da ist. Für heute mit herzlichen Grüßen // Ihr // [handschriftl.] RudolfSteglich."

[Auf der zweiten Seite handschriftl. Anm. von der Hand Ulrich Rücks zur Programmabfolge und der Verwendung historischer Instrumente.]

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1936,02,23
Schreibort
Erlangen
erwähnte Institutionen
Literaturreferenz
Eisel 1738