"Lieber Herr Professor!
Herr Haid wollte heute Nachmittag mit Ihnen wegen gestern alles besprechen. Leider konnte er Sie nirgends finden. Dann wollte er zu Mönch gehen, um wegen der Samstags-Fahrt nach München mit ihm zu sprechen. Zum Glück erfuhr er im letzten Moment, dass Kempff heute Nachmittag bei Mönch zum Kaffee eingeladen war. Das gibt mir stark zu deken! Sie müssten unbedingt sehen, unter irgend einem Vorwand, mit Mönch morgen zusammen zu treffen, um zu hören, was der gute Kempff alles dort besprochen hat, denn ich zweifle nicht, dass dabei die Cembalofrege aufgerollt wurde und Sie wiesen ja, dass Mönch in seinen Entschlüssen noch nicht feststeht. Bitte, wenn Sie Sachdienliches erfahren, rufen Sie mich sofort an, denn ich sollte mit Mönch doch am Samstag nach München fahren. Nun hat zu allem Unstern Maendler das meiste verkauft und vermietet, sodass die Auswahl sehr gering ist. So wäre es mir lieber, wenn ich mit Mönch später fahren könnte wegen der Auswahl.
Henfenfeld habe ich endgültig für Mittwoch abend 1/2 8 Uhr angesetzt. Um 1/2 6 Uhr kommt der Wagen des N.S.L.B. zu Ihnen in die Danzigerstrasse und holt dort Sie ab, Frl. Bauer, Herr Dr. Behr und die Gambe. Wenn noch Platz ist, ev. die Braut des Herrn Dr. Behr, falls sie mitgehen will. Bitte teilen Sie mir mit, wann wir das Instrumentchen vorher holen können, da es nicht mit in das Auto geht. Jetzt brauche ich so rasch wie möglich das Programm für diese kleine Abendmusik. Oder noch besser wäre es, wenn Sie die Güte hätten und würden sehen über Herrn Sauer die Programme schreiben zu lassen. Den Text, den ich auszufüllen habe, würde folgendermaßen lauten:
Gauschule Henfenfeld des N.S.L.B.
Eine kleine Abend-Musik: Bach, Händel, Mozart und Haydn im Klang ihrer Zeit auf alten originalen Instrumenten.
Programm-Text.
Historische Musikinstrumente aus der musikgeschichtlichen Instrumentensammlung Pianohaus Rück, Nürnberg, Tafelfeldstr.
1 Tenor - Viola da Gamba: Joanes Schorn, Salzburg, 1694 [MIR789] mit originalem Bogen
1 ungebundenes Clavichord Tirol um 1780 [möglicherweise MIR1060]
1 Hammerklavierchen, Typ wie Mozarts Reiseklavier, Schmahl-Ulm um 1780 [möglicherweise MIR1136, 1137 oder 1138]
1 Spinett Fabrikat Maendler-Schramm, Kunstwerkstätten für historische Musikinstrumente, München.
Die Mitwirkenden benennen Sie bitte selbst, ebenso Ihre einführenden Worte.
Wir wollen jedem der Teilnehmer einen Separat-Abdruck aus der Schweizer Musikzeitung von Ihrem Artikel [Steglich 1935b] überreichen.
Mit herzlichen Grüssen // Ihr
N.S. Soeben kommt Herr Haid zurück und berichtet mir, dass Sie nicht glauben, dass Mönch sich durch Kempff beeinflussen lässt. Vielleicht kann Steinmeyer etwas herausbringen.
Vereinbarungsgemäss wird also das Klavierchen am Dienstag abgeholt."