NL Rück, I, C-0873c

"Lieber Herr Professor!

Möchten Sie nicht mit Limmert sprechen, nachdem er jetzt nach Hannover kommt wird er doch an die Anschaffung eines Instrumentes denken oder hat er eines? Dann würden wir es ihm ganz gerne noch vorher fachmännisch durchsehen.

Heute war Walter da und hat mir eine nicht gerade sehr erfreuliche Mitteilung gemacht: Für Ihre Stunde war ein Betrag von Mk. 6.- vorgesehen. Jetzt platzte eine ministerielle Verfügung an die Stadt herein, dass alle Bezüge gkürzt werden müssen und jetzt errechnet sich für die Stunde ein Betrag von. Mk. 4.86. Davon geht dann noch die Steuer ab. Angeblich sind aber Mk, 90.- des Nebeneinkommens steuerfrei, der Rest unterliegt der Besteuerung. Dazu müsste Walter aber wissen, was Sie sonst noch verdienen, nachdem Sie nicht festangestellter Beamter sind, können sie Mk. 86. bezahlen. Der frühere Hochschulsatz gilt nur für Vorlesungen an Hochschulen also an der städt. Handelshochschule und darf hier nicht bewilligt werden. Walter hielt es für das Beste, wenn Sie entweder Samstag, Montag oder Dienstag hereinkommen und würden mit ihm persönlich sprechen, dann kanner Ihnen unter Zuhilfenahme des betreffenden Beamten genau ausrechnen, was Sie verdienen. Mit der ursprünglichen Berechnung von Mk. 180.- ist es Essig, weil das hohe Ministerium den Staten Abzüge befohlen hat, mit einem Erlass der erst vor wenigen Tagen kam. Walter sagt, wenn Sie dann Ihre Tätigkeit beginnen, sollen Sie eine Eingabe machen, dass Ihnen wenigstens die Fahrtkosten vergütet werden. Ich meine, vielleicht können Sie auch noch einen Spesensatz für doppelte Haushaltführung an diesen Tagen herausschinden. Ein ähnlicher Fall wurde kürzlich zustimmend erledigt. Ich hielte es für gut, wenn Sie sobald wie möglich kommen, denn Walter geht am nächsten Mittwoch in Urlaub und kommt erst zum Parteitag wieder und während des Parteitages hat ja niemand Zeit und nach dem Parteitag beginnt schon bald der Unterricht.

Ferner möchte ich mit Ihnen sprechen wegen eines gewissen Gerold, der heute mit Mönch da war (!). Genannter Gerold würde sich für einen gebrauchten Flügel ev. später interessieren. Er wird jetzt Organist in Leipzig. Mönch will auch versuchen, dass sein Bruder in Berlin, der Bankbeamter ist, aber sonst ein großer Musiker, sich einen gebrauchten Flügel anschafft. Über Cembali sprechen wir soviel wie nichts. Mönch will Sie übrigens dringend sprechen: Warum, sagte er mir nicht.

Hoffentlich bringen Sie aus Murnau gutes Wetter mit. Ich wäre kommenden Sonntag zu einer Fusstour wieder frei. Tun Sie mit?

Mit herzlichen Grüssen // Ihr // [handschriftl. Zeichen]".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1936,08,07