NL Rück, I, C-0873c

"Lieber Herr Professor Steglich!

Mein dicker Brief wird Ihnen Schrecken eingejagt haben. Inzwischen dürfte auch der Prager Besuch verarztet sein, so dass ich wieder auf den Plan treten kann.

Inliegend das Verzeichnis von Platten His masters voice, enthaltend Walzer, die von den Wiener Philharmonikern gespielt wurden. Sie wollten im Sommer gelegtl. der Plattenbestellungen auch einige Wiener Walzer. Wenn Sie diese Nummern nicht über mein Haus/Maendler, München aus München bekommen können, und das vermute ich, weil es engl. Platten sind, so schreiben Sie mir, welche Nr. Sie wünschen. Dann trage ich Sorge, sie Ihnen zu beschaffen. Also erwarte ich gegebenenfalls Ihren Auftrag an mich.

In Salzburg war ich in einem Konzert des Mozart-Quartetts und dabei sagte mir der Grazer Geiger Dr. Norbert Hofmann (Graz, Överseegasse 26/II), dass sein Bekannter

Dr. Otto Neumerkel

bei Lach in Wien kürzlich promoviert habe (Frühjahr 36) und nun eine Stelle suche. N. sei ein ganz praktikabler Cellist stamme aus dem Erzgebirge und suche in Dresden sich eine Stelle. Persönlich angenehm. Vielleicht würde er die Assistentenstelle bei Ihnen übernehmen? Wenn Interesse, schreiben Sie an Lach u. an Hofmann, letzterer bringt vielleicht aus seinen Grazer Notizen die Adresse heraus, er wusste sie nicht in Salzburg. Ich komme übrigens auch nach Graz, in kommender Woche, und könnte nochmals Hofmann, den ich treffe, interpellieren, wenn Sie nicht --- Dupont als Assistenten wünschen, der früher einmal davon sprach. Wenn also Interesse, dann nächste Adresse für 2. Hälfte dieser Woche Klagenfurt, Hotel Moser- Verdino, nächste Woche nach Graz, Hotel Steyrerhof.

Der Artikel über die Sammlungen scheint noch nicht der Welt Licht erblickt zu haben.

In Salzburg erteilte mir das Mozarteum den ehrenvollen Auftrag, Mozarts Originalflügel konzertfähig spielbar historisch getreu zu renovieren. Diese Betreuung freute uns herzlich und war uns ein wohltuender Balsam für so manche Ereignisse aus den letzten Jahren, denn sie bedeutet ein grosses Maass von Vertrauen. Ich hörte etwas läuten, als ob sich der Mann vom 'Knöcklein' [wahrscheinlich Neupert] auch beworben hätte. Obs wahr ist, weiss ich nicht. Aber eines weiss ich: dass ich Sie hiermit bitte, auch Ihrerseit zu dieser nicht ganz einfachen Aufgabe mir Ihren Rat zu leihen, nämlich den Flügel nach der Restaurierung einzuspielen, denn er kommt vor Ablieferung nach Nürnberg. Die Rest. lassen wir in Blüthners Räumen vornehmen durch einen Mann den wir noch bestimmen. Nun sollen wir dem Kuratorium (24 Leute stimmten bei der schwerwiegenden Frage ab) Vorschläge machen, für ein Konzert, bei dem der oder die 2. Flügel (wir bekamen dazu einen 2ten Walter aus Gars in Restaurierung) öffentlich in einem Konzert vorgeführt werden sollen. Man wünscht ein Programm, das für jeden ohrenfüllig ist, für Laien wie Kenner, Mozartscher Werke, evtl. auch zeitgenössischer. Dazu brauche ich Ihren Rat. Zur Abwechselung auch einen Sänger oder eine Sängerin. Vielleicht auch Violine, Kammerorchester. Dieses könnte Paumgartner beistellen, den wir als Kuratoriumsmitglied ebensowenig ausschalten können wie Schenk/Rostock. Über das Programm selbst entscheidet natrl. die Stiftung letzten Endes, doch werden Ihre Vorschläge sicher dankbarst begrüsst.

Das Protokoll benötige ich auch wieder, um es Schulz zur Hinsicht zu unterbreiten. Die 2 Flügel rollen nämlich schon nach Leipzig, ich verpackte sie und regelte alle Formalitäten was mir die verg. Woche in Salzburg gerade ausfüllte. Ich habs gerne getan, denn ich gewann wieder allerhand sehr wertvolle Beziehungen. Nebenbei bemerkt: der Originalflügel wurde mit 20000 Schill. versichert, steht aber im Inventar mit 50000Schill.

Das anspielen erscheint mir sehr wichtig, um fest zu stellen, wie die Tonqualitäten wurde, wie er funktioniert und um ihn nach dem Einspielen nochmals überholen zu können. Ich nehme an, dass auch Ihnen das Einspielen Freude macht. Überdies wollen wir durch Sie dann eine kleine Monographie über den Flügel in technischer und musikalischer Hinsicht machen lassen, die die notwendige Ergänzung zu Brunners Arbeit [Brunner 1933] vielleicht abgeben könnte,...... der ihn ja gar nicht mit aufführt unter den geprüften Instrumenten der Mozartzeit. Was mir immer Spaß machte.

Im Archiv für Musikwissenschaft sah ich einen neuen Artikel Schünemanns über Indianer-Instrumente. Wenn Sie mir von diesem und allen anderen Artikeln über Instrumente jedesmal die Korrekturbögen überliessen, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Jenen von den Instrumenten der 'Alten' gaben Sie mir am September. Wann steigt Ihr Beethovenabend? Bitte sehen Sie selbst nach dem Rechten bei den dafür benötigten Instrumenten, solange ich nicht da bin. Wie stellt sich Käser dazu an? Ich wies Haid an, durch Müller, ihm zur Erbauung und Belehrung Sachs, Das Klavier [Sachs 1923b] auszuhändigen aus m. Bibliothek. Hoffentlich hat es Käser fleissig studiert.

Wer betreut Limmerts Orchester? Ist Dr. Behr auf uns Zweie immer noch geladen?

Wenn Sie mir von Ihrer Wintervorlesung die Skizzen der geschwänzten Vorlesungen aufheben, bin ich Ihnen dankbar. Und wie macht sich das Creatonal? Ich bin sehr neugierig auf Ihr Urteil darüber und auf den Vergleich zu Stassfurt.

Wie gehts am Konservatorium?

Hier schneits und regnets abwechselnd, Winter ist eingezogen. Wir erledigen heute und morgen die Korrespondenz- Sie sind er Erste, wie immer!!- und dann gehts weiter nach Klagenfurt, Hotel Moser Verdino, welche Adress ab Mittwoch b.a.w. gilt.

Ihnen und Familie indessen herzlichste Grüsse von // Ihren getreuen Brüdern

Haben Sie den DULCIAN [möglicherweise MIR403] sich schon besichtigt?!! Fagottvitrine."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1936,11,02
Schreibort
Bad Gastein
Erwähnte Objekte
Creatonal
Dulzian in C, 2 Klappen (Choristfagott)
Blasinstrumente
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Bestellung(en)
erwähnt im Zusammenhang
Werbung
erwähnt im Zusammenhang
Standort Musikinstrument(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Restaurierung
Hammerflügel
Hammerflügel
Typ des Ereignisses
Versicherung
Hammerflügel
Marktwert
Wert von
20000
Wert bis
20000
Währung
Österreichische Schillinge (ATS)
Literaturreferenz
Brunner 1933
Sachs 1923b