"Lieber Dr. Luithlen!

Warum hört man denn von Ihnen garnichts mehr? Meinen letzten Brief vom 22.2.49 beantworteten Sie mir leider nicht, sodass ich beinahe annehmen muss, er hat Sie nicht erreicht. Wenn dem so ist, bitte ich, von mir Kopie einzuverlangen.

Seit 20. Dezember wohne ich wieder im eigenen Haus Jahnstr. 27. Im Mai bin ich Nähe Freilassing: kämen Sie nach Salzburg, könnten wir uns am Zollschranken Freilassing (in einer in der Nähe gelegenen Wirtschaft) ein paar Stunden ausplaudern. Meine Adresse für Mai ist: Rupolding Obb., Hotel 'Haus Wittelsbach'. Eilige Nachrichten erreichen mich am raschesten unter der Adresse: Josefine Fees, Salzburg, Weisserstr. 26 mit Vermerk hinten auf dem Umschlag 'für Annie[']).

Am 9. Mai 1949 ist der 100. Geburtstag meines Vaters Wilhelm Rück (geb. 9.5.1849 zu Schillingsfürst/Mittelfranken, gestorben 27.11.1912 zu Nürnberg). Es wäre nett, nachdem er der Begründer meiner Sammlung ist, wenn eine kurze Notiz in die Wiener Presse durch Sie plaziert werden könnte. Wenn dieser Plan durch Sie verwirklicht werden kann, bäte ich um ein paar Belegexemplare. Allfällige Kosten können durch mich in Schillingen gerne beglichen werden.

An Neuerwerbungen nenne ich Ihnen ein entzückendes Nähtischklavier [wahrscheinlich MIR1175], unsigniert, aber sicher Wiener Arbeit, 4 Oktaven F - f, Untertasten Elfenbein, geschmackvoll sparsam mit echten Bronzen in Mahagoni-Gehäuse, sehr gut erhalten, über den Saiten ein Einsatz mit offenen und geschlossenen Fächern, in letzteren noch Original-Nadelkissen, Stimmung normal, rechteckige Wirbel, Ausmass des Gehäuses 74x54, stehend auf zwei Vierkantfüssen, von denen jeder Fuss nach unten in eine geschweifte Stütze verläuft. Bisher konnten wir keine Signierung entdecken.

Ferner erwarb ich einen schönen Flügel von Könnicke-Wien [MIR1112], über den ich Ihnen meines Wissens bereits berichtete.

Ich bin für Herbst nach Stockholm eingeladen und würde gerne ein wenig von Ihren schwedischen Reiseerfahrungen profitieren. Darf ich Sie darum bitten?

Nun eine andere grosse Bitte:

Dr. Klapsia liess mir seinerzeit von den Originalabzügen auf Pergament von Maximilians Triumphzug je eine Aufnahme 13x18 oder 28x24 derjenigen Wägen machen, auf denen Musikinstrumente zu sehen sind. Leider ist mein ganzes Platteninventar gestohlen worden, auch z.T. verbrannt und so bräuchte ich diese Aufnahmen noch einmal. Die benötigten Platten würde ich dem Kunsthistor. Museum natürlich zur Verfügung stellen, wenn man mir die Aufnahmen machen könnte. Die Entwicklung der Platten könnte auch in Nürnberg gemacht werden. Wären Sie wohl so lieb, diese Idee einmal dort für mich zu unterbreiten? Zu Gegendiensten bin ich gerne bereit.

Viele liebe Grüsse

von Ihrem".