NL Rück, I, C-970e

"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor!

Nun haben wir also unsere Arbeiten in Mozarts Geburtshaus, wie ich glaube, sehr erfolgreich geförtert: im schönen Zusammenwirken mir Herrn Ing. Schurich, dem Architekten Hofmann und unter steter Förderung von Herrn Kommerzialrat Bösmüller konnte ich nun helfen, der elterlichen Wohnung des Meisters eine schönere und würdigere Gestalt zu geben. Die Räume bieten nun ein ganz geändertes Bild: die frühere Überladenheit hat einer sorgsamen Auswahl von gezeigten Gegenständen Platz gemacht, die Beleuchtung wurde ganz neu gestaltet; ebenso sind die Wände, Türen und Fußböden sorgfältig neu gemalt bzw. hergerichtet worden. Auch in der Aneinanderreihung der Ausstellungsstücke ist die frühere Regellosigkeit durch übersichtliche Anordnung ersetzt worden. Diese Neugestaltung war eine wunderbare Arbeit: es ist ja eine beglückende Aufgabe, in diesen geweihten Räumen wirken zu dürfen. Eine ganz besondere Freude hat mir die Internationale Stiftung Mozarteum durch die Verleihung der 'Zauberflöten-Medaille' gemacht! Es ist mir ein lieber Gedanke, daß auch Sie, sehr geehrter Herr Doktor, zu gleicher Zeit dieser Auszeichnung teilhaftig geworden sind. Darf ich Sie hiezu herzlichst beglückwünschen! Ihre Tätigkeit für die Stiftung Mozarteum ist auch bei der stimmungsvollen Eröffnungsfeier der neuen Räume wieder offenbar geworden. Mozarts Flügel hat unter den Händen von Professor Neumüller wunderschön geklungen! Wie schade, daß Sie bei dieser Feier nicht selbst anwesend waren. Ich hoffe jedenfalls sehr, daß die Neugestaltung der Räume, die Sie ja gewiß bei Ihrem nächsten Salzburger Aufenthalt aufsuchen werden, Ihren Beifall finden wird.

Als eine kleine Weihnachtsgabe erlaube ich mir, Ihnen die gewünschte Photokopie der Anton Bruckner darstellenden Originalzeichnung von Karl Reisenbichler zu überreichen.

Ich habe Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor, auch für Ihre Nachrichten und Sendungen bezüglich der Maendler-Cembali herzlichst zu danken. Ich hätte, wie Sie wissen, sehr gerne solch ein ausgezeichnetes Instrument in Wien gesehen. Leider erweisen sich nun aber bei genauer Prüfung die geldlichen und devisentechnischen Schwierigkeiten und die Einfuhrhindernisse als so groß, daß eine diebezügliche Anregung derzeit zu keinem Erfolg führen kann. Wir müssen also, so sehr ich das bedauere, bei der Gelegenheit, die ich im Auge hatte, auf den Gedanken des Ankaufs eines Maendler Cembalos verzichten. Ich möchte Ihnen, sehr verehrter Herr Doktor, aber nochmals für Ihr so freundliches Interesse in dieser Sache danken, das mir wieder einmal Ihre freundschaftliche Hilfsbereitschaft bewiesen hat. Vielleicht ergeben sich in der Zukunft doch andere, neue Möglichkeiten.

Nun hoffe ich, daß Sie, verehrter Herr Doktor, glücklich  von allen Ihren Reisen heimgekehrt sind und ein sehr schönes Weihnachtsfest feiern werden. Mit allen guten Wünschen für die Feiertage und ein gesegnetes Neues Jahr bin ich, sehr verehrter Herr Doktor, // Ihr stets ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen

1 Beilage".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,12,21
Schreibort
Wien
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Angebot Musikinstrument(e)