"Sehr geehrter Herr Doktor,
mein Haus in Nürnberg sendet Ihnen nächster Tage die Fotocopie des Ihnen angebotenen Maendlercembalos 190 cm, dunkelgrün antik Schleiflackähnlich gestrichen, zu Ihrer gefl. Kenn[t]nisnahme zu. Ein gleiches Instrument, ebenfalls gebraucht, kann ich Ihnen ebenfalls anbieten: seine Disposition ist die gleiche, dagegen ist das Gehäuse in Kirschbaum dunkel poliert ausgeführt, und die Form dieses Instrumentes weicht von dem grünen Instrumente darin ab, dass die Spitze geschweift ist. Ich lege Ihnen einen Klischéeabdruck dieses Cembalos bei, das derzeit bei Steinway/Hamburg plaziert ist. Die Dispositionen der beiden Instrumente gab ich Ihnen ja bereits früher an, es ist die Konzertdisposition mit 4 selbständigen Registern 4, 8 und 16 Fuss, mit drei Pianoeinstellungen für Register 4, 8 und 16 Fuss, dazu Manualkoppel und Laute für 8 und Theorbe für 16 Fuss. Die 4 Register und die Koppel werden durch die 5 Pedale regiert.
Nach Rücksprache mit Exporteuren rät man, Sie möchten doch bei Ihrer zuständigen ministeriellen Stelle vorsprechen um die ministerielle Genehmigung zum Ankauf des Cembalos zu bekommen. Wenn das Ministerium den Ankauf bewilligt[,] würde die österr. Nationalbank bestimmt die benötigte D-Mark-Valuta bereitstellen. Denn es handle sich ja dann um eine staatliche Lieferung. Abgesehen davon ist ja ein Betrag von ca. 5000 D-Mark West für die Nationalbank keine Affaire. Die Schwierigkeit, dass Cembali nicht auf der Liste für die Einfuhr vorgesehenen Warengattungen stehen müssen eben durch die ministerielle Stelle überwunden werden. An wen Sie sich nach Genehmigung durch das Ministerium noch wenden müssten kann Ihnen ja in Wien die für den Import-Export zuständige Stelle ohne weiteres angeben. Ich rate Ihnen deshalb, mit dem Ministerium die Frage grundsätzlich zu klären: wenn das Ministerium zustimmt sind die Importformalitäten im Prinzip überwunden, denn die Importstellen unterstehen ja letztlich auch dem Ministerium.
Mein Freund Duneitz/Wien, der Sie noch vor seiner Reise nach England in meinem Auftrage besuchte steht Ihnen sicher nochmals zur Verfügung[,] sicher auch mein Freund Ehrbar.
Sollte ich in dieser Sache irgendwie helfen können oder sollen[,] bitte ich um Ihre freundliche Informationen nach Nürnberg, wo ich ab 4. 12. wieder ständig bin, und am 3.-6-12. auch mit Hr. Duneitz konferieren werde in dieser Sache, da er Gast bei mir auf seiner Heimreise aus Holland ist.
Mein Südtiroler Aufenthalt verlief nachkurmässig gut, leider aber waren wir zu spät daran und hatten wenig Sonne: doch galt der Besuch vor allem auch ersten Nachkriegsinformationen und dies erfüllte er vollinhaltlich.
Ohne mehr für heute begrüsse ich Sie aufs beste und verbleibe, wie immer gerne zu Ihren Diensten // als Ihr treuergebener".
Handschriftlich von Ulrich Rück:
"Beiliegd. Liste // Maendler derzt. // giltig (1250-12000)".