NL Rück, I, C-970e

"Lieber Herr Doktor!

Ich danke bestens für Ihren lieben Brief vom 31.1. und für Ihr freundliches Gedenken. Leider bin ich schon seit drei Wochen im Krankenhaus, zum Glück an keiner organischen Sache, sondern an einer recht unangenehmen Dispepsie erkrankt, doch bin ich nach ärztlichem Befund auf dem Wege der Besserung, werde aber noch einige Wochen hier aushalten müssen.

Ich muss Sie deshalb bitten, mit dem Fotopapier und den Kopien freundlich solange zu warten, bis ich wieder gesund bin, dann werde ich sofort alles erledigen und senden. Denn Kopien auf gewöhnlichem Papier sind für diese schönen Zeichnungen nicht das richtige. Ich danke Ihnen herzlich, dass Sie einstweilen die Aufnahmen machen liessen, die meine Sammlung schmücken werden.

Darf ich bei dieser Gelegenheit an die noch rückständige Aufnahme erinnern: eine musizierende Gruppe in einer ungemein reichen Architektur? das Original ist im Kunsth. Museum Wien. Auch dieses werden wir dann auf das körnige Kunstdruckpapier drucken.

Ihr Ammer-Cembalo könnte hier in Nürnberg tadellos in Ordnung gebracht werden, da der längjährige technische Leiter von Ammer, Herr Scholz, seit Herbst 1948 in meinen Diensten steht und sich als ein ganz vorzüglicher Fachmann erwiesen hat, nicht nur für neue, sondern auch für historische Instrumente. Wenn Sie das Ammer senden würden, wäre die Sache ohne weiteres zu machen.

Einen richtigen Restaurator zu finden ist das schwerste, was es auf musealem Gebiet gibt, aber meine Hilfe soll Ihnen immer zur verfügung stehen. Es ist unangenehm, wenn Sie immer auf Klaviermacher warten müssen, die warten lassen. Kann Ihnen denn Hutterstrasser garnicht helfen? Mit Ehrbar ist leider momentan nicht zu verhandeln, da er vorgestern eine schwere Schilddrüsen-Operation erleiden musste.

Der von Ihnen erwähnte Artikel aus der 'Musik' von Frömmel [sic; Frimmel 1903] ist leider nicht in Erlangen und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir davon eine Abschrift machen liessen und vielleicht bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Durchschlag, den ich Dr. Emsheimer übersenden könnte.

Ich selbst liess mir jetzt eine Fotokopie von Musicus Autodidactus von Eiselt [sic; Eisel 1738] in Berlin machen und will noch eine weitere von Majers Musiksalon [Majer 1741] machen lassen. Neu erschienen ist Mosers kleine deutsche Musikgeschichte [Moser 1949a], die mir einen recht guten Eindruck macht.

Soviel in Kürze heute aus dem Krankenhaus.

Mit vielen lieben und herzlichen Grüssen in alter Verbundenheit // wie immer Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,02,17
Schreibort
Nürnberg
Literaturreferenz
Frimmel 1903
Eisel 1738
Majer 1741