"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor!
Vielen Dank für Ihre Karte, aus der ich ersehe, daß Sie wieder im schönen Badgastein sind. Diese gute Gelegenheit zu einem Zusammentreffen werde ich, so leid es mir tut, diemal ungenützt vorbeigehen lassen müssen: die holländische Reise, die ich dieser Tage antreten muß, hat mir leider die Salzburg-Fahrt unmöglich gemacht. Ich hoffe aber, daß recht bald sich eine andere Gelegenheit zeigen wird!
Auf der Photographie unseres Saals der Zupfinstrumente sieht man unter dem Gobelin links drei Harfen, in der Mitte das Tafelklavier von Adam Beyer, London, 1790 - das noch nie ausgestellt war - und wiederum drei Harfen. Die linke Gruppe umfaßt die folgenden Instrumente: Pedalharfe (Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts; Leihgabe Rothschild). - Pedalharfe von Holtzmann, Paris (letztes Viertel des 18. Jahrhunderts). - Pedalharfe von Hochbrucker, Donauwörth, 1720. Die rechte Gruppe: Kleine Pedalharfe (Tischharfe; Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts). Katalog 'Saiteninstrumente' von 1941 Nr. 199. - Pedalharfe von Franz Brunner, Wien (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts; Leihgabe des Kunstgewerbemuseums). Katalog 'Saiteninstrumente' Nr. 203. - Doppelpedalharfe von Sebastian und Pierre Erard, London (Mitte des 19. Jahrhunderts; Ges. der Musikfreunde). Katalog 'Saiteninstrumente' Nr. 205.
Von den Graf-Flügeln ist Nr. 2787 das Instrument, das wir seinerzeit von Ihnen erworben haben. Sie besitzen die darauffolgende Werksnummer 2788!
Im Haag werde ich natürlich die Instrumentensammlung im Gemeentemuseum und in Brüssel das Musée Instrumental des Conservatoire besuchen. Wenn Sie wegen des Broadwood & Shudi-Cembalos in Brüssel eine Spezialfrage hätten, so schreiben Sie mir bitte eine Zeile per Adresse Generaldirektion Giron, Palais des Beaux Arts, 10, Rue Royale, Brüssel.
Unsere beiden Walter-Flügel sind auf einem Intérieur auf dem Palais Pallavicini zu sehen, das sie ganz gewiß besitzen, der ältere auch auf einer Tafel im Katalog 'Saiteninstrumente'. Das Intérieur kann ich Ihnen, falls es nicht mehr bei Ihnen ist, natürlich nachschicken; die Flügel von Jakesch und Schan[t]z müßten, fürchte ich, neu photographiert werden. Das könnte, wenn Sie es wünschen, dann nach meiner Rückkehr geschehen.
Für heute nehmen Sie, sehr verehrter Herr Doktor, meine besten Wünsche zu Ihrer Erholung in Gastein und die herzlichsten Grüße!
Ihr stets ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen".