"Sehr geehrter, lieber Herr Dorktor!
Durch den Kollegen, Dr. Auer erfahre ich, daß die Aufnahmen aus dem 'Triumphzug' gut in Ihre Hände gelangt sind und daß die Bilder Ihren Beifall finden! Ich habe mich selbst auch sehr gefreut, zu sehen, wie klar und deutlich alle Einzelheiten auf den Bildern zu sehen sind und wie vorteilhaft die Aufnahmen wirken. Sie werden gewiß einen Schmuck Ihrer Sammlung und auch der Ausstellung zur 900-Jahrfeier in Nürnberg sein, in der Sie, lieber Herr Doktor, sicherlich eine Anzahl herrlicher Sachen aus Ihrer Sammlung zeigen werden. Mit Ausstellungen ging es auch hier bei uns sehr lebhaft zu. In der vergangenne Woche habe ich die Vitrinen mit Instrumenten aus der Bachzeit heimgeholt, die ich zur Ausstellung 'Johann Sebastian Bach und Wien' im Prunksaal der Nationalbibliothek beigesteuert hatte. Auch im Museumsraum des Musikvereins hatten wir eine Reihe von Instrumenten ausgestellt. In der Sammlung selbst sind schon große Gruppen von Instrumenten ausstellungsfertig; die Bauarbeiten am Gebäude schreiten aber leider nur langsam fort. Dafür findet unser großer Saal mit der Entwicklung des Klaviers und den Beispielen aus anderen Instrumentengruppen ein stets steigendes Interesse besonders auch der vielen Fremden, die nach Wien kommen.
Im Juni war ich amtlich ein paar Tage in Salzburg. Ihre Karte vom 13.VI. erhielt ich freilich erst nach meiner Rückkehr in Wien; ich nehme aber an, daß Sie in der Zeit meines Salzburg-Aufenthaltes wohl kaum in Schellenberg gewesen sein werden. Hoffentlich geben uns die nächsten Monate die Möglichkeit eines Zusammentreffens. Ich bin aller Wahrscheinlichkeit nach in der zweiten Septemberhälfte wiederum dienstlich in Salzburg. Am 5. August werde ich wahrscheinlich (bis Anfang September) meinen Urlaub beginnen. Das wären, liber Herr Doktor, meine Pläne; darf ich auch um die Ihren bitten? Werden Sie, wie beabsichtigt, im August in Gastein sein? Hoffentlich ist das Wetter dann auch noch schön! Nun haben wir ja seit Wochen prachtvolles, leider oft gar zu heisses Wetter.
Bei mir liegt noch ein (doppelt ausgefertigter) Auszug aus 'Musica' über vergleichende Musikwissenschaft, der mir seinerzeit zugeschickt worden ist, von dem ich aber kaum glaube, daß Sie ihn für mich gedacht hatten. Darf ich fragen, an wen ich ihn weitergeben darf?
Nehmen Sie nun, sehr geehrter Herr Doktor, meine besten Wünsche für Ihre Erholung und einen guten Sommer! Mit vielen Grüßen und Empfehlungen // Ihr stets aufrichtig ergebener // [handschriftlich] Victor Luithlen".