NL Rück, I, C-0188

"Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Stäblein!

Die irrtümlich nach Nürnberg gekommenen beiden Lucagra-Befeuchter (Hängekörper) haben sich vorgefunden und werden bei nächster Gelegenheit durch den Klaviertransporteur Haber im Institut abgegeben. Wir verpackten sie in einem Karton, dem wir weiterhin beigaben: 1 Stehlampe, 1 Hängelampe mit bemaltem Schirm und 2 Glasglocken zum Hängen. Diese Hängekörper waren an der Decke gehangen und sind nicht unser Eigentum. Im früheren Vortragssaal befinden sich noch 3 Zinkblechbassins, die wir unter die Muffen der Heizung hingen, da die Heizung an diesen Stellen öfters Feuchtigkeit durchliess. Wir würden gerne diese Blechgefässe, für die wir anderweitig Verwendung haben, zurückholen. Andererseits aber befürchten wir, dass dann durch die undichten Stellen der Boden im Vortragsraum nass wird. Wir bitten uns mitzuteilen, wann die Stellen über das Universitäts-Bauamt abgedichtet sind, damit wir dann diese Blechwannen bei Gelegenheit nach Nürnberg zurücknehmen können.

Weiterhin bestätigen wir Ihnen schriftlich, um unserer Chronistenpflicht zu genügen, dass wir den in der Stiftung Dr. Rück angeführten Flügel von Conrad Graf in Wien einstweilen in unser Depot nach Nürnberg nahmen. Der Flügel, der konzertfähig restauriert worden war, hat ziemlich gelitten, weil ein Bassin oberhalb des Depotraums überlief und das Wasser durch die Decke in den Flügel drang. Wir nehmen das Instrument in aller Bälde in unsere Werkstätte, um es vor allem einmal wieder ganz trocken zu bringen und berichten weiter, sobald wir über den Zustand und über die notwendige Reparatur Klarheit gewonnen haben. Die Reparaturkosten können wir leider nicht übernehmen, nachdem unsererseits der Flügel aufs beste instandgesetzt worden war und unseres Erachtens das Universitäts-Bauamt hätte Sorge tragen müssen, dass das Bassin nicht überlaufen kann. Aber vielleicht liesse sich ein Ausweg dahin finden, dass Sie versuchen über den Universitätsfond die für die Instandsetzung notwendigen Mittel freizubekommen. Hierüber prinzipiell recht bald informiert zu werden, wäre uns sehr erwünscht. Wir möchten nämlich noch für diese Reparatur den Rat unseres langjährigen Restaurators, Herrn Otto Marx, hören. Herr Marx kommt nächste Woche noch einmal zu uns nach Nürnberg, um einen Graf-Flügel für die Schola Cantorum Basiliensis fertigzustellen. Darnach will Herr Marx endgültig Feierabend machen und seine Tätigkeit beenden. Infolgedessen müsste die Zeitspanne ausgenützt werden, um wenigstens seinen Rat noch einholen zu können.

Ferner teilen wir mit, dass wir unseren Klaviertransporteur beauftragt haben, bei nächster Gelegenheit aus den Leihgaben, die jetzt im Schloss stehen, die beiden Spinette abzuholen. Wir werden dann an dem bemalten Spinett vor allem die ausgebrochene Dockenleiste reparieren und werden für das Dominicus Pisaurensis-Spinett eine Kassette anfertigen lassen, um das äusserst wertvoll[e] Instrument noch besser zu schützen. Kosten entstehen der Universität weder aus diesen Arbeiten, noch aus den Transporten.

Wir erwarten dann noch das Verzeichnis unserer Leihgaben im Schloss, damit wir dann die Versicherungswerte bekanntgeben können.

Ferner bäten wir nochmals um Bekanntgabe Ihrer weiteren Leihgabenwünsche, damit wir dann die Versicherungswerte für die gesamte Leihgabe benennen können. Ihre weiteren Wünsche hängen andererseits von der Platzfrage ab, sodass es empfehlenswert wäre, diese recht bald einwandfrei festzulegen.

Vitrinen: Ich besichtigte gestern die Vitrinen in Germanischen Museum unter Führung des Herrn Dr. Meyer, soweit die Vitrinen Musikinstrumente bergen. Allen diesen Vitrinen liegt der Gedanke zugrunde, dass die Instrumente ständig in der Vitrine bleiben un[d] nicht, wie es wohl in Erlangen notwendig werden wird, öfters herausgenommen werden müssen. Infolgedessen müssten meiner Meinung nach die Vitrinen so konstruiert werden, dass sie bequem zu öffnen und zu schliessen sind. Wenn Sie Schiebetüren aus Glas vorziehen, müssten die Vitrinen bei der vorgesehenen Höhe von 2 m breiter wie 1 m werden, da nach Abzug der Rahmenhölzer jede Schiebetür nur 45 cm breit würde und bei der Höhe von 2 m schlecht laufen wird. Bei 1 m Breite der Vitrine würde sich eine in Angeln oder Scharnieren hängende Türe wohl am besten eignen und hierfür könnte aus Ersparnisgründen evtl. 8/4 Glas in Frage kommen, das noch die nötige Stabilität gewährleistet. Die im G. M. befindlichen Schiebetüren im Parterre werden von oben geschlossen, was aber bei der Höhe von 2 m sehr unpraktisch wäre. Es gibt aber meines Erachtens auch Konstruktionen, die die Türe unten verschliessen lassen bei Schiebetüren.

Höhe der Vitrinen: Im G. M. sind die Vitrinen nicht so hoch als wie wir vorgesehen haben, dafür sind lange Instrumente schräg gelegt: Eine Lösung, welche gestattet die Vitrinen niedriger zu halten. Nachdem nur ein paar Instrumente die Höhe von 2 m erreichen werden, ist zu überlegen, ob man diese nicht schräg legt wie im Germanischen Museum, um auf diese Weise bei niedrigen Vitrinen die Instrumente besser in Augenhöhe bringen zu können.

Tiefe der Vitrinen: Im G.M. sind die Vitrinen 60 bzw. 80 cm tief. Wir sahen bisher eine Tiefe von 40 cm vor. Die grösseren Tiefen haben optisch gesehen den Vorteil, dass man auf den Boden der Vitrine einen Podest einbauen kann, auf das man kleine Instrumente legt und vor dieses Podest Musizierbilder und Noten legt, oder mit anderen Worten eine Stufe. Dies bedingt allerdings wiederum, dass die Vitrine genügend tief wird. Mir hat diese Anordnung in der Vitrine des G. M., welche u. a. die ganze Blockflötenreihe zeigt, sehr gut gefallen.

Anordnung der Instrumente: Im G. M. sind die Instrumente sehr locker angeordnet, was jedem einzelnen Instrument sicher zugute kommt.

Skizze der Vitrinen: Ich möchte nochmals anregen, dass Herr Dr. Wohnhaas nach Tunlichkeit bald die Instrumente 1:10 aufskizziert, dann könnten wir gemeinsam anhand dieser Skizze die Anordnung in den Vitrinen gemeinsam beraten, um die endgültige Gestaltung festzulegen.

Mit verbindlichen Grüssen und besten Empfehlungen // Ihr ergebener // Dr. Dr. Rück

NB:

Die Vitrinen im Neubau des G. M. 1. Stock mit den Musikinstrumenten haben statt Glasscheiben Plexiglasscheiben. Diese kosten bei einem Abschluss von mindestens 50 qm je qm 75.-- DM, bei kleineren Abschlüssen je qm mindestens 90.-- DM. Sie haben den Vorteil des wesentlich leichteren Gewichts und den Nachteil des wesentlich höheren Preises. 8/4-Glas kostet pro qm ca. 18.-- bis 20.-- DM. Dickglas ca. 30.-- DM. Diese Preisangaben sind nur ungefähr, also nicht bindend, damit Sie den vergleichsweisen Unterschied zu Plexiglas preislich ersehen.

D.U."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1958,11,25
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Stiftung
erwähnte Personen