NL Rück, I, C-0188

"Sehr geehrter Herr Prof. Stäblein!

Sie waren so liebenswürdig, mir in unserer letzten Unterredung vorzuschlagen, jetzt schon eine musikwissenschaftliche Arbeit über meine Sammlung in die Wege leiten zu wollen und über die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft die benötigten Geldmittel Dank Ihrer Beziehungen freimachen zu lassen. Ich danke Ihnen nochmals herzlich dafür.

Da ich einen längeren Urlaub antrete, möchte ich Ihnen doch vorher noch meine Stellungnahme bekanntgeben.

Nach reiflicher Überlegung und genauem Durchdenken des ganzen Fragenkomplexes muß ich, so leid es mir tut, Ihren sicher sehr gut gemeinten Vorschlag vorerst zurückstellen. Er eilt der Zeit weit voraus, da allein schon die technischen Möglichkeiten zu dessen Durchführung vorerst noch nicht gegeben sind. Mein Depot in der Mauthalle ist maßlos überfüllt. Selbst ich muß oft stundenlang suchen, um nur ein bestimmtes Instrument finden zu können, da auch die alten Inhaltsverzeichnisse der Kisten nicht mehr stimmen und die Tasteninstrumente in ganzen Stapeln übereinander stehen. So bedarf es oft stundenlanger Umräumungsarbeiten.

Wir waren uns darüber einig, daß ohne meine tätige und ständige Mithilfe die von Ihnen geplante Arbeit nicht zu machen ist. Bei meinem immerhin schon vorgeschrittenen Alter einerseits und bei meiner noch notwendigen Mitarbeit in meinem Geschäft andererseits, könnte ich derzeit eine solche Bindung noch nicht übernehmen.

Erste Aufgabe und Grundlage für eine solche Arbeit ist die Katalogisierung, die ich selbst vornehmen muß und zu der ich schon laufend, gemeinsam mit Prof. Steglich und mit meinen Spezialtechnikern, allerhand Vorarbeiten geleistet habe.

Technisch ist ferner zu bedenken, daß eigentlich erst die ausstellungswürdigen Gegenstände übersichtlich aufgestellt sein müssen und daß in einem zugehörigen Depot dann dessen Bestände jederzeit sofort greifbar sein müssen. Da das derzeitige Depot in der Mauthalle nicht erweiterungsfähig ist, und wie erwähnt vollkommen überfüllt, ist ein halbwegs rationelles Arbeiten darin unmöglich. Ganz abgesehen davon ist der Depotraum nicht heizbar, im Winter kalt, so daß ein Aufenthalt darin nur im Sommer und Frühherbst möglich ist.

Um den weiteren Dispositionen des Herrn Dr. Senn in keiner Weise hinderlich zu sein, hielt ich es für notwendig, Ihnen sogleich zu antworten.

Mit bester Empfehlung und freundlichen Grüßen verbleibe ich hochachtungsvoll // Ihr sehr ergebener // Dr. Dr. Rück"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1959,04,06
Schreibort
Nürnberg