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"Prof. Dr. Bruno Stäblein 65 Jahre

Musik des Mittelalters

Sie ist seit dreißig Jahren sein Hauptgebiet[.] Dazu kommt musikalische Volkstumforschung

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Prof. Dr. Bruno Stäblein, der Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Erlangen, Schatzmeister der Musikgeschichtlichen Kommission und Beirat der Gesellschaft für Musikforschung, kann heute seinen 65. Geburtstag feiern.

Prof. Dr. Stäblein wurde in München geboren. Er studierte an der Akademie der Tonkunst in München und promovierte an der Universität bei Adolf Sandberger. Als Kapellmeister für Oper und Konzert war er zunächst in seiner Heimatstadt, dann in Innsbruck und schließlich bis 1929 am Landestheater Coburg tätig.

Nach dieser erfolgreichen und vielseitigen Tätigkeit als praktischer Musiker wandte sich Dr. Stäblein der Musikpädagogik zu. Nachdem er die Staatsprüfung für das Musiklehramt an Höheren Schulen abgelegt hatte, wurde er an das Alte Gymnasium nach Regensburg berufen. Hier befaßte er sich neben seiner Unterrichtstätigkeit mit der Erforschung mittelalterlicher Musik und legte im Verlauf von 25 Jahren das wohl umfangreichste Mikrofilm-Archiv auf diesem Gebiet an.

Zu deisem Zweck bereiste Prof. Stäblein ganz Europa, hielt sich viele Monate, oft Jahre an den berühmtesten Bibliotheken auf und photographierte Seite für Seite der wertvollen alten Handschriften. In den "Monumenta monodica" und in der Zeitschrift "Musica divina" machte Prof. Stäblein seine Forschungsergebnisse weiten Kreisen zugänglich und wertete sie für die musikalische Praxis aus.

Auf der Grundlage dieser jahrzehntelangen Sammel- und Forschertätigkeit baute Prof. Dr. Stäblein nach dem zweiten Weltkrieg in Regensburg sein "Institut für Musikforschung" auf. Hier vereinigte er die Ergebnisse seiner Erforschung der mittelalterlichen Musik mit dem von ihm erarbeiteten Material aus dem Gebiet der musikalischen Folkloristik. Durch Zusammenführung der umfangreichen Bestände des ehemaligen "Reichsinstituts für Volkstumsforschung" mit einschlägigem Material des ehemaligen preußischen und des bayerischen Staates entstand in Regensburg eine Zentrale der musikalischen Volkstumsforschung. Sie umfaßt heute neben 180000 Volkslied-Aufzeichnungen aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet einschließlich Südtirol als besonder wertvollen Bestand ein großes Tonbandarchiv mit Volksliedern und -tänzen. Als Prof. Dr. Bruno Stäblein am 1. November 1956 als Nachfolger von Prof. Dr. Rudolf Steglich auf den Erlanger Lehrstuhl für Musikwissenschaft berufen wurde, mußte er diese Schätze in Regensburg zurücklassen. Dagegen konnte er sein Mikrofilm-Archiv, das ausschließlich sein persönliches Eigentum ist, als wertvolle Bereicherung des Musikwissenschaftlichen Seminars nach Erlangen überführen.

Das Archiv für mittelalterliche Musik, das bei der Überführung vor rund vier Jahren 750000 Mikro-Aufnahmen umfaßte, ist von Prof. Stäblein während seiner Erlanger Tätigkeit auf fast eine Million Aufnahmen erweitert worden; die Sammlung "Musica divina" ist bereits auf 14 Hefte angewachsen. Daneben betreut Prof. Dr. Stäblein weiterhin auch das an die Philosophisch-Theologische Hochschule in Regensburg angeschlossene "Institut für Musikforschung"."