"Der Erlanger Universitätsbund hat im letzen [sic!] Jahr viele Freunde gewonnen: 1200 Mitglieder
Zum ersten Male im Zeichen der Fusion
Erfreuliche Bilanz: 140000 DM aus Beiträgen und Spenden, ferner 57000 DM vom Nürnberger Sonderfonds für Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt - Als überaus wertvolle Hilfe begrüßt - Gespräche über die sechste Fakultät: Anpassung an die "Universität Erlangen-Nürnberg" - Festvortrag von Prof. Dr. Günter Stratenwerth über "Reformprobleme des Strafrechts im technischen Zeitalter" - Pläne für Technische Fakultät werden begrüßt - Neue Heil- und Pflegeanstalt im Westen der Stadt? - Kreis der Freunde der Universität soll vergrößert werden
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Im Namen des Universitätsbundes Erlangen mit seinen Ortsgruppen in Ansbach, Bayreuth, Coburg, Fürth, Hof und Nürnberg übermittelte am Samstag im Studentenhaus Oberbürgermeister Dr. Heinrich Lades dem Rektor der Universität, Prof. Dr. Norbert Henning, die herzlichen Glückwünsche zur Fusion.
Die Jahreshauptversammlung war die erste Veranstaltung des Rundes die im Zeichen der neuen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stand. Schon bei der nächsten Tagung werden sich, so hofft man, auch Professoren der Nürnberger Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zahlreich beteiligen.
Die Stadt Nürnberg war schon vertreten. Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter hatte sich zwar wegen einer anderen Verpflichtung entschuldigt, aber seinen persönlichen Referenten entsandt. Ferner sah man Vizepräsident Dr. Hoffmann, führende Vertreter der fränkischen Wirtschaft, die durch die intensive Mitarbeit in dieser Organisation ihre Verbundenheit mit der fränkischen Universität bekunden und viele Freunde und Förderer.
Die Zahl der Mitglieder ist, wie OB Dr. Lades mitteilte, erneut angestiegen. Sie hat nun 1200 überschritten. An der Spitze steht die Erlanger Ortsgruppe mit 400 örtlichen und 220 auswärtigen Mitgliedern. An zweiter Stelle folgt die Ortsgruppe Nürnbergm der 300 Freunde der Universität angehören. Wiederholt fanden Vorträge statt, wobei die Ortsgruppe Bayreuth miot sieben Veranstaltungen führt. Sie arbeitet mit der Volkshochschule zusammen und hat damit den besten Erfolg.
Dank der Wissenschaftler
Schatzmeister Dr. Josef Wilhelm v. Bissing trug die erfreuliche Bilanz vor: im Geschäftsjahr kamen aus den Gesamteinnahmen des Bundes von 161500 DM fast 140000 DM den Fakultäten, der Universitätsbibliothek un allgemeinen Aufgaben zugute. Ein weiterer Beitrag wird noch verteilt. Etwa die Hälfte der finanziellen Hilfe stammt aus zweckgebundenen Spenden vorwiegend für die Medizinische Fakultät-
Als erstaunlich wurde die Entwicklung des Nürnberger Sonderfonds bezeichnet, der- wie Dr. h.c. Karl Knott berichtete - 57000 DM aufgebracht hat und über ein Vermögen mit dem Tageswert von rund 284000 DM verfügt. Die Hilfe aus beiden QUellen zusammen erreichte wieder annähernd 200000 DM.
Prof. Dr. Heinrich Kuen machte sich zum Sprecher der Wissenschaftler und dankte herzlich für die überaus wertvolle Hilfe. Ohne sie wären, so betonte er, viele Aufgaben in Forschung und Lehre nicht bewältigt worden, weil den öffentlichen Mitteln eine gewisse Unbeweglichkeit anhafte: sie berücksichtigen viele Bedürfnisse nicht.
Einstimmig beschloß die Versammlung, den Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Karl Burkhardt, in den Beirat des Bundes zu wählen. Ferner wurde neben Prof. Dr. Clausing auch Bernhard Meyer-Rutz zum Kassenprüfer bestellt.
Eine Folge der Fusion waren die Fragen, ob der Bund nun seinen Namen ändern und wie er die Satzung an die "Universität Erlangen-Nürnberg" anpassen solle. Bevor man die Einzelheiten festlegt, wird der Vorstand mit dem Nürnberger Hochschulbund Gespräche führen. Der Nürnberger Sonderfond wird die sechste Fakultät sofort in seine Hilfe einbeziehen.
Die Festveranstaltung im Saal des Studentenhauses wurde vom Erlanger Kammerorchester unter der Leitung von Gerhard Pflugradt musikalisch umrahmt. Es bot drei Sätze aus der Suite Nr. 3 in D-Dur von Johann Sebastian Bach. Hier begrüßte OB Dr. Lades die Gäste aus Franken und hob die Anwesenheit des neuen Oberbürgermeisters von Forchheim, Ritter von Traitteur, besonders hervor.
Der mit lebhaftem Beifall bedachte Festvortrag von Prof. Dr. Günter Stratenwerth behandelte ein gegenwartsnahes Thema: "Reformprobleme des Strafrechts im technischen Zeitalter", auf den as Erlanger Tagblatt noch ausführlich eingehen wird. Einige Reformfragen aus der Arbeit der Großen Strafrechtskommission beleuchteten die Notwendigkeit nach neuen Maßstäben zu suchen. Als Beispiele dienten Erwägungen über den Strafschutz technischer Aufzeichnungen, die maschinell, ohne Zutun des Menschen, entstehen, über Indiskretionen mit Hilfe von "Tonträgern" und über die künstliche Befruchtung und ihrer strafrechtlichen Würdigung. Der Vortragende zeigte verschiedene Wege auf unf nahm dazu Stellung.
Positive Wendung der Gespräche
Während des gemeinsamen Mittagessens wurde auch von der Technischen Fakultät gesprochen: hatte schon der Vorsitzende der Nürnberger Ortsgruppe darauf hingewiesen, so bezeichnete Dr. Lades als Vorsitzender des Bundes diese Pläne als die Möglichkeit zu einer großartigen Abrundung der Universität Erlangen-Nürnberg. Außerdem ergäben sich aus dem gegenwärtig entstehenden Forschungszentrum des Hauses Siemens interessante Zusammenhänge.
Zur Verlegung der Heil- und Pflegeanstalt teilte Dr. Lades mit, die Gespräche schienen jetzt eine positive Wendung zu nehmen. Das alte Anstaltsgebäude könnte in wenigen Jahren mit Projekten der in Erlangen bestehenden Fakultäten gefüllt werden. Der neue Standort der Anstalt werde sich voraussichtlich im Westen der Stadt befinden und Erlangen beteilige sich an den Kosten für die Erschließung. In diesem Zusammenhang wurden Kanalisation und Energieversorgung genannt.
In einer launigen Tischrede wandte sich auch Rektor Prof. Dr. Norbert Henning an die Gäste, wobei er sich auf seine "untergeordnete Stellung" als zweiter Vorsitzender des Bundes bezog. Allgemein erwartet man für das kommende Jahr weitere Aktivität, um den Kreis der Freunde zu vergrößern und die Verbundenheit der Alma mater mit den fränkischen Städten zu festigen."