"[Stempel] EINGEGANGEN 5. JULI 1957
[Maschinenschriftl.] Hochverehrter, lieber Herr Dr. Rück!
Mit Bedauern hörte ich von Ihrem Mißgeschick vor der Heimkehr. Ich wünsche nur, daß die Wunde bald ausheilt und Sie nicht allzuviel auszustehen haben. Recht dankbar bin ich Ihnen, daß Sie trotz Ihrer Beanspruchung sich bereit erklärt haben, mit Herrn Dr. Krautwurst und mir nächste Woche zusammen zu kommen.
Um dieses Gespräch zu erleichtern, halte ich es für zweckmäßig, Ihnen schon heute meine Situation zu schildern.
Sie haben bei dem ersten und letzten Gespräch, das wir miteinander führten, kurz vor Weihnachten, sich bereit erklärt, der Universität Erlangen aus Ihrer gewaltigen Sammlung 31 Instrumente zum Geschenk zu machen. Sie haben dies auch in Ihrem freundlichen Schreiben vom 1.4.57 an Herrn Dr. Krautwurst nochmals gütig bestätigt. Diese hochherzige Stiftung hat nicht nur mich als den neuen Ordinarius für Musikwissenschaft hoch erfreut, sondern auch bei den Herren der Universität, denen ich sofort davon berichtete, aufrichtige Freude ausgelöst. Die Universität bezw. der bayerische Staat sind auch durchaus bereit, die Bedingungen, von denen Sie in Ihrem Schreiben gleich nach unserer Unterhaltung im Kaffee Mengin wünschten, daß sie in den Vertrag kommen, anzunehmen. Es schien also alles zu beiderseitiger Zufriedenheit gelöst.
So aufrichtig meine Freude war, so bestürzt war ich über Ihr Schreiben vom 1. April an Herrn Dr. Krautwurst. Sie haben darin auf Vorschläge vom 29. März 1956 zurückgegriffen, zu deren Annahme, und damit zur Annahme der Schenkung, die Universität nie und nimmer die Genehmigung von ihrer vorgesetzten Behörde, dem Ministerium, erhalten wird.
Die Universität will Ihre Schenkung so würdig und repräsentativ als möglich aufstellen und hat für Ausbau und Ausstattung des Raumes bedeutende Summen beantragt und auch schon genehmigt erhalten. Das Äußerste, was die Universität noch zu leisten vermag, wäre der Betrag von etwa DM 3000,-- für Instandsetzung der Tasteninstrumente. Ich darf Sie bitten, hochverehrter Herr Dr. Rück, dabei zu bedenken, daß die Universität damit um die Hälfte den Betrag überschreitet, den sie der Firma Neupert für die Restaurierung der fünf von ihr gestifteten Tasteninstrumente bezahlt hat. Die Universität verpflichtet sich gern, jede weitere Reparatur und Instandsetzung nur von Ihrer Firma vornehmen zu lassen und wird dies in dem Umfang, in dem sie die Mittel beschaffen kann, tun.
Bis zum 15. Juli muß der Verwaltungsausschuß von mir die Gewißheit haben, daß die Schenkung perfekt ist, zu finanziellen Bedingungen, die dem Ministerium und dem Landtag, der die Mittel für den Raum und seine Ausstattung bewilligt hat, vertretbar sind. Sie werden verstehen, Herr Dr. Rück, welch peinliche Situation es wäre, auch für mich, wenn eine Lage entstünde, die es der Universität verböte, die bereits weiten Kreisen bekannte Stiftung Rück anzunehmen. Ich möchte gar nicht einmal die Möglichkeit eines solchen Falles ins Auge fassen.
Ich fürchte auch aus gutem Grunde, daß ein weiterer Verbleib Ihrer Instrumente in universitätseigenen Räumen, wo sie über die kritischen Kriegs- und Nachkriegsjahre getreu aufbewahrt und gepflegt worden sind und wo sie sich auch heute noch befinden, gefährdet ist.
Um die Genehmigung die Vertrages durch das Ministerium, als die geldgebende Behörde, zu erhalten, müßte auch die Liste der Instrumente durch eine nähere Bezeichnung der Herkunft und Zeit, soweit dies möglich ist, ergänzt werden. Doch dürfte das keine Schwierigkeiten bereiten.
Es schien mir richtig, hochverehrter Herr Dr. Rück, auch von mir aus die Situation klar zu stellen, bevor wir uns Anfang nächster Woche nochmals zusammen setzen. Herr Dr. Krautwurst wird Sie anrufen, um eine Zeit zu vereinbaren. Ich freue mich sehr, Sie wieder in alter Frische zu sehen und bin bis dahin // mit den verbindlichsten Grüßen // Ihr sehr ergebener // [Handschriftl.] Bruno Stäblein // (Prof. Dr. Bruno Stäblein)"