"[Stempel] EINGEGANGEN 3. DEZ 1959
[Maschinenschriftl.] Sehr geehrter Herr Dr. Rück!
Sie hatten die Liebenswürdigkeit, an uns vor den Ferien noch drei Schreiben zu richten (30.7., 22.8., 22.8.59). Ich darf mich dafür herzlich bedanken. Mit der Beantwortung wartete ich absichtlich, bis Sie aus Südtirol zurückgekehrt sind. Ich darf wohl auf Ihre Schreiben hier summarisch antworten.
Den Empfang der Liste der Instrumente, die Sie uns gestiftet haben mit 40 Nummern bestätige ich hiermit. Von den Nicht-Tasteninstrumenten, die bei Ihnen noch deponiert sind, dürfte die Laute vielleicht schon instandgesetzt sein oder bald fertig sein. Die Reparatur der Viola muss auf spätere Zeiten verschoben werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie beide Instrumente bald schicken könnten bezw. von uns abholen lassen könnten, damit wir unsere Vitrinen doch nun endlich einräumen können.
Was die Gitarre betrifft, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns doch eine Gitarre und nicht ein Kemangeh stifteten. Eine Änderung des Vertrages würde beim Ministerium Schwierigkeiten machen.
Die Tafel mit dem Stiftungstext werden wir sobald als möglich anbringen.
Ihrem Ansuchen um Geduld für die noch ausstehenden Instrumente will ich gerne willfahren, wäre nur dankbar, wenn sich das Aussuchen in Ihrem Depot nicht allzulange hinauszöge.
Sie beanstanden den Zustand der Leihinstrumente und schieben angebliche Schäden auf eine unsachgemässe Unterbringung, besonders auf nichtbeachtete Massnahmen mit den Befeuchtern. Sie entschuldigen, aber hier muss ich entschieden widersprechen. Wir haben ordnungsgemäss den Raum durch die Fa. Lucagra ausmessen lassen und soviel Befeuchter angebracht, als es die Firma für notwendig hielt. (Die Befeuchter wurden sogar eigens aus Ludwigshafen beschafft, da das Nürnberger Lager über so grosse nicht verfügte). Die Befeuchter wurden auch während der Heizperiode selbstverständlich in Betrieb gesetzt. Auch wurde der Raum regelmässig gelüftet. Andersartige Behauptungen entsprechen nicht der Wahrheit. Dass die Instrumente im Kollegienhaus besser untergebracht waren, bezweifle nicht nur ich.
Sie äusserten den Wunsch, dass Herr Professor Steglich nach wie vor Ihre Leihgaben betreut. Ich sehe mich leider ausserstande, Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Die Leihgaben befinden sich im selben Raum wie die Stiftungs-Instrumente. Es ist undenkbar und auch ganz ungewöhnlich, dass neben dem jeweiligen Seminarvorstand, der die ganze Verantwortung trägt noch jemand anderer Funktionen ausübt, die im vorliegenden Falle schon beamtenrechtlich nicht statthaft sind.
Ich hoffe, sehr geehrter Herr Dr. Rück, Sie haben sich in Südtirol, mit dem mich als der Heimat meiner Grossmutter enge Bande verbinden und wo heute noch eine zahlreiche Verwandtschaft wohnt, recht gut erholt.
Mit besten Empfehlungen und aufrichtigen Grüssen // bin ich Ihr sehr ergebener // [Handschriftl.] Stäblein"